Stadt + Entwicklung

Trinity: Wolfsburg probt neue Formen der Bürgerbeteiligung

Die neue Fabrik für das Elektroauto von VW ist für Wolfsburg das mit Abstand größte und anspruchsvollste Bauprojekt der kommenden Jahre. Darum geht die Stadt gemeinsam mit Volkswagen neue Wege – auch bei der Beteiligung der Anwohner.

Normal ist es nicht, was ­Silke Lässig, die Leiterin des Bereichs Stadtplanung und Bauberatung in der Wolfsburger Stadtverwaltung, zusammen mit vielen Mitarbeitern im Mai und Juni gemacht hat. Normalerweise gibt es im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung eine einzige öffentliche Veranstaltung, bei der Bürgerinnen und Bürger ihre Bedenken und Einwände vortragen können. Dazu werden die Planungsunterlagen ausgelegt, dann folgt das offizielle Verfahren. „Bei ­Trinity“, erzählt Silke Lässig, „haben wir die frühzeitige Beteiligung in allen betroffenen Ortsteilen gemacht.“

Ziel war es, die Anregungen, Wünsche und die Kritik der Anwohner möglichst frühzeitig aufnehmen und in die aktuellen Planungen einarbeiten zu können. Darum hat die Verwaltung nach den offiziellen Veranstaltungen in den drei Ortsräten von Warmenau, Kästorf und in der Nordstadt zusätzlich noch Bürgersprechstunden angeboten. „Das ist von den Bürgern sehr gut angenommen worden“, berichtet Silke Lässig. „Insgesamt sechsmal haben wir uns da wirklich an einen großen Tisch gesetzt und gemeinsam die Fragen der Bürger besprochen.“ Mit an diesem Tisch saßen auch die für die Planung verantwortlichen Mitarbeiter von VW und das beteiligte Planungsbüro.

Eine grundsätzliche Ablehnung des Projekts Trinity habe es bei den Veranstaltungen nicht gegeben. „Wir wollen, dass die Fabrik kommt“, so fasst Silke Lässig die Stimmung auf den Veranstaltungen zusammen, „aber wir wollen weiterhin im Garten sitzen können – und wir wollen nicht, dass 20 Lkw pro Stunde an unserem Balkon vorbeidonnern.“ Verkehr und Lärmbelastung, das sind aus Sicht der Anwohner die Knackpunkte bei der Planung der Fabrik. Die größte Sorge dabei: Dass der zusätzliche Verkehr nicht die Hauptverkehrsrouten nutzt, sondern Schleichwege durch die Ortschaften nimmt. Außerdem haben die Anwohner noch Hinweise auf den Schutz der Lebensräume von Tieren gegeben.

„Wir arbeiten unter Hochdruck daran, Volkswagen zu ermöglichen, ab 2023 sein Autowerk für die Trinity-Produktion zu errichten. Parallel zu den vielen Planungsschritten – seien es die Erstellung der Lärm- und Artenschutz-Gutachten, die Schaffung von Ausgleichsflächen oder die Planung der verkehrlichen Anbindung – ist es uns ein besonderes Anliegen, die Sorgen und Anregungen der Anwohnerinnen und Anwohner vor Ort zu hören. Bei mehreren Terminen hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig zu beteiligen, umfassend und transparent zu informieren und in die Planungen mit einzubeziehen. Es ist unser Ziel, die Belastung für die direkten Nachbarn möglichst gering zu halten.“

Dennis Weilmann, Oberbürgermeister Wolfsburg

In den kommenden Wochen wird die Verwaltung alle Einwände und Anregungen aus den Bürgersprechstunden prüfen und in die Planungen einarbeiten. Im Oktober soll es im CongressPark noch eine große Bürgerversammlung geben, auf der die überarbeiteten Pläne vorgestellt werden. Damit wird der nächste Schritt im offiziellen Verfahren eingeleitet. Die Pläne werden vier Wochen lang ausgelegt, alle Bürgerinnen und Bürger können Einwände erheben, die Stadt prüft die Einwände und legt dem Rat der Stadt eine Beschlussempfehlung vor. „Wenn alles läuft wie geplant,“ sagt Silke Lässig, „dann haben wir Ende Februar 2023 einen Beschluss – und es kann losgehen.“

Foto: Erläuterten schon frühzeitig Inhalte der Bürgerbeteiligung (v. l.): Dr. Sebastian Schmickartz, Dr. Jan Spies, Silke Lässig, Dr. Christian Vollmer, Dennis Weilmann, Kai-Uwe Hirschheide. © Roland Hermstein