Open Hybrid LabFactory (OHLF)
Innovativer Forschungscampus für Wissenschaft und Wirtschaft
Entwicklung zum Universitäts- und Innovationscampus der TU Braunschweig für Circular Economy Technologie
Was genau passiert im futuristisch aussehenden Gebäude in Wolfsburg neben dem Mobile Life Campus der AutoUni, wo Forschungsinstitute, verschiedene Start-ups und wissenschaftliche Bildungseinrichtungen auf Konzerne wie Volkswagen und viele weitere Partner treffen? Dr. Marko Gernuks, zweiter Vorstandsvorsitzender der OHLF, und Jens Hofschröer, Dezernent für Wirtschaft und Digitales der Stadt Wolfsburg, sowie Dr. Sascha Hemmen, Referatsleiter Digitalisierung und Wirtschaft, sprechen über aktuelle Projekte und die Zukunft der Forschungseinrichtung am Standort Wolfsburg.
2013 mit dem Fokus auf Leichtbau in der Automobilindustrie gegründet, hat sich der Forschungsschwerpunkt der OHLF aktuell erweitert: Das Stichwort lautet Kreislaufwirtschaft in der Automobilbranche. Die zentrale Frage dabei ist, wie der Prozess vom Bau bis zur Verwertung von Einzelteilen optimiert und umweltschonend gestaltet werden kann. Für die Industriepartner wie Volkswagen können die hier entstehenden Lösungen einen großen Einfluss auf zukünftige Fertigungsprozesse haben. Unter dem Namen „Circular Economy“ wurde das Konzept mit Oberbürgermeister Dennis Weilmann, dem Niedersächsischen Wissenschaftsminister Falko Mohrs, dem Volkswagen-Konzernvorstandsmitglied Thomas Schmall sowie Vertretern der Partnerinstitute vorgestellt.
Der nachhaltige Lebenszyklus eines Autos wird laut Dr. Marko Gernuks aus verschiedenen Gründen immer relevanter: Zum einen geht es um die Verfügbarkeit von strategischen und recycelten Ressourcen und Rohstoffen, da sich beispielsweise die gesetzlichen Regulierungen der Batterierohstoffe ändern. Zum anderen macht der Klimawandel Veränderungen unumgänglich. „Unsere Motivation ist es, immer mehr zu recyceln und CO2 zu reduzieren. Recyceltes Material hinterlässt typischerweise einen deutlich geringeren CO2-Footprint als primäre Rohstoffe“, erklärt der zweite Vorsitzende, der vor seinem Eintritt in die OHLF bei Volkswagen im Bereich Klima- und Umweltschutz tätig war. Mit dem Circular-Economy-Hintergrund betrachten die Forschenden der Institute die komplette Herstellung eines Fahrzeugs von Anfang bis Ende: Die Forschung entwickelt beispielsweise neue Technologien für Fügeprozesse, um Klebeverbindungen zukünftig wieder lösbar zu machen. Weiter geht es über alternative Materialien wie beispielsweise recyceltes Aluminium, wofür sehr viel weniger Energie in der Produktion benötigt wird, bis zum Pilotprojekt der Herstellung der Heckklappe des ID.Buzz aus recycelten Kunststoffen. In Kooperation mit vielen Partnern wird derzeit in einem geförderten Projekt außerdem an innovativen Robotik-Systemen gearbeitet, die eine automatische Batteriedemontage ermöglichen sollen, die momentan noch unter großem manuellen Aufwand durchgeführt wird. Dies sind nur einige Beispiele, die für die Verbindung nachhaltiger Konzepte mit wirtschaftlichem Nutzen der OHLF stehen.
Aus aller Welt nach Wolfsburg
Auf 2.800 Quadratmetern Technikums-Fläche und drei Etagen mit Büroräumen sind in der OHLF für über 200 Beschäftigte außergewöhnliche Versuche und Materialprüfungen möglich, die auch von internationalen Forschungseinrichtungen genutzt werden. „Kürzlich waren Forschende aus der Schweiz bei uns zu Gast, um unsere Anlagen und Labore für Versuche zu nutzen,“ beschreibt Dr. Marko Gernuks. Neben Forschungspartnern können auch nationale und internationale Studierende die modernen Labore und Anlagen wie Spritzgussanlagen, Zerspanungsmaschinen, eine Aluminiumschmelzanlage sowie eine Großpresse mit einer Kraft von bis zu 2.500 Tonnen für ihre Projekte nutzen.
Neue Impulse: Ein Tech-Campus der Technischen Universität am Standort Wolfsburg
Die TU Braunschweig kündigte an, den Standort der OHLF in Kooperation mit Volkswagen, der Ostfalia Hochschule und der Fraunhofer-Gesellschaft als einen innovativen Campus für „Circular Economy Technologies“ auszubauen und somit zum „Leuchtturm für Hightech-orientierte Spitzenforschung“ weiterzuentwickeln. Der Schritt wird aktiv von der Stadt Wolfsburg unterstützt, die von Anfang an als vollwertiges Mitglied im OHLF e. V. die Entwicklung unterstützt hat. „Mit Dr. Sascha Hemmen haben wir einen direkten Ansprechpartner bei der Stadt Wolfsburg, der als Mitglied im Beirat der OHLF von Anfang an aktiv bei der Lösungsfindung zur Umsetzung des Konzepts mitgewirkt hat“, freut sich Dr. Marko Gernuks.
Jens Hofschröer, Dezernent für Wirtschaft und Digitales der Stadt Wolfsburg, denkt bei der Entwicklung des Campus noch weiter: „Der Ausbau der OHLF hin zu einem dauerhaft angelegten Universitäts- und Innovationscampus hat für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort nicht nur in puncto Nachhaltigkeit und Technologietransfer eine herausragende Bedeutung.“ Aus der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft entstehe ein kraftvolles, zukunftsorientiertes Ökosystem, welches die Innovationskraft fördere und den Standort Wolfsburg im Wettbewerb um Talente, aber auch Startups zukunftsweisender Branchen stärke.
Titelfoto: An der OHLF entsteht ein neuer Campus der TU Braunschweig für Circular Economy, v.l. Dr. Marko Gernuks, Arno Kwade, Thomas Schmall, Prof. Dr. Michael Thomas, Falko Mohrs, Wendelin Göbel, Dennis Weilmann, Prof. Dr. Rosemarie Karger und Jens Hofschröer. © Philipp Ziebart, TU Braunschweig