Standpunkt Plus

Eileen Pollex im Standpunkt+

Eileen Pollex leitet seit Anfang des Jahres Niedersachsens größtes Planetarium. Damit ist die Kulturwissenschaftlerin eine der wenigen Frauen in einer Männerdomäne. Ihr Job führt sie täglich zu einem echten Hingucker in Wolfsburg: Die große blaue Planetariumskuppel am Südkopf ist einer der schönsten Arbeitsplätze der Stadt, findet sie.

Durch Raum und Zeit zu reisen: Diesen alten Traum der Menschheit können Besucher bei uns erleben – und dabei mit beiden Beinen auf der Erde bleiben. Mit analoger und digitaler Projektionstechnik tauchen sie in bequemen Kippsesseln direkt in das 360-Grad-Universum ein. Ein ausgeklügeltes Soundsystem macht das Erlebnis perfekt.

Wann haben Sie zum letzten Mal einen vollen Sternenhimmel gesehen? Bestimmt nicht in Wolfsburg. Denn wegen der zunehmenden Lichtverschmutzung sind die Sterne in Städten nur noch selten sichtbar. Wir bieten das gesamte Universum realitätsnah und zum Anfassen an. Die Wissenschaft von den Sternen wird bei uns erlebbar. Gleichzeitig werden wir aber auch immer mehr ein Museum für den Nachthimmel, den man draußen nur noch an besonders dunklen Orten erleben kann.

Auch wir erfinden uns neu: Planetarien müssen vom Sternentheater zum Wissenschaftstheater werden und Natur- wie Geisteswissenschaften ein Forum bieten. Biologische Reisen ins Innere einer Zelle sollen bei uns ebenso möglich sein wie literarische Reisen in den Nachthimmel zu Shakespeares Zeiten. Schon seit einiger Zeit bieten wir deshalb neben wissenschaftlichen und didaktischen Formaten auch Konzerte und Lesungen an.

Darum sind Kooperationen wie der Zusammenschluss des Kulturquartiers Wolfsburg e. V. für mich von großer Bedeutung: Sie bieten inhaltlich wie finanziell ideale Möglichkeiten, innovative Formate zu entwickeln, um das kulturelle Leben Wolfsburgs noch attraktiver zu machen.

Für uns wird 2023 ein wahres Festjahr: Das Planetarium Wolfsburg wird 40 Jahre alt. Gleichzeitig feiern Planetarien auf der ganzen Welt „100 Jahre Planetarium“. Wir planen zahlreiche Aktionen und Formate und machen unser Haus fit für die nächsten 40 Jahre. Mit Unterstützung der Stadt Wolfsburg werden wir das digitale Projektionssystem erneuern. Danach gehört unser Haus wieder zu den modernsten Planetarien der Welt.

Und wenn ich zum Schluss einen ganz irdischen Wunsch äußern darf: Ohne den Einsatz von Volkswagen gäbe es in unserer Stadt wohl kein Planetarium. Der Konzern hat sich für den Bau und für unseren ersten Projektor enorm engagiert. Wenn VW dieses Engagement zum 40-jährigen Jubiläum erneuern und vertiefen würde: Das wäre doch – geradezu himmlisch.


Titelbild: Eileen Pollex © Photowerk Gifhorn/ Lea Rebuschat