Wir können nur zusammen erfolgreich sein
Wirtschafts- und Digitaldezernent Jens Hofschröer im Interview
Seit Anfang Februar hat Wolfsburg mit Jens Hofschröer einen neuen Dezernenten für Wirtschaft und Digitales. Im Interview erklärt er die mit seiner Doppelrolle als Stadtrat und WMG-Geschäftsführer verbundenen Chancen und zeigt die wirtschaftsrelevanten Entwicklungspotenziale des Standorts auf.
Seit Ihrem Start 2013 in Wolfsburg ist viel in der Stadt passiert. Wo sehen Sie zurzeit die größten Stärken des Wirtschaftsstandorts Wolfsburg?
In einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld sehen sich viele Unternehmen und Branchen seit geraumer Zeit einer Transformationsverdichtung gegenüber und stehen vor komplexen Aufgaben. Insbesondere im Einzelhandel, Hotel- und Gastronomiebereich oder auch in der Automobilindustrie ist die Lage weiterhin angespannt. Die Verbraucherstimmung verharrt auf einem niedrigen Niveau. Mit der Stärkung der elektrischen Flotte „made in Wolfsburg“ hat Volkswagen jüngst wichtige Zukunftsentscheidungen für die langfristige Auslastung des Stammwerks getroffen. Eine große Stärke wird auch der Ausbau der Open Hybrid LabFactory (OHLF) hin zu einem Universitäts- und Innovationscampus der TU Braunschweig sein. Hier bringen wir zukünftig Wirtschaft und Wissenschaft noch näher zusammen. Daraus ergeben sich wirkungsstarke Synergien, die die Innovationskraft fördern und unseren Standort im Wettbewerb um Talente und Fachkräfte stärken. Die erfolgreich eingeworbene Fördermittelkulisse wie auch die privaten Quartiersentwicklungen werden unsere Innenstadt zukunftsorientiert aufwerten und zugleich für zusätzliche Impulse für die lokale Wirtschaft sorgen. In Verbindung mit der Vielzahl erlebnisreicher Angebote in Freizeit, Sport und Kultur werden diese Investitionen Wolfsburg an den neuralgischen Punkten stärken und noch attraktiver machen. Gemeinsam mit ihren Partnern der Marketingkooperation setzt sich die WMG dafür ein, diese Stärken reichweitenstark zu positionieren. Wolfsburg ist und bleibt eine wirtschaftsstarke, leistungsfähige Stadt, die große Möglichkeiten und Zukunftschancen bietet, sich kraftvoll weiterzuentwickeln.
Neben der Entwicklung des Standorts haben auch Sie sich beruflich weiterentwickelt und sind nun als WMG-Geschäftsführer sowie als Stadtrat für Wirtschaft und Digitales unterwegs. Wie bekommen Sie die beiden Jobs unter einen Hut und welche Chancen sehen Sie in Ihrer Doppelrolle?
Eine häufig gestellte Frage, auf die meine Antwort vermeintlich einfach klingen mag. Allen voran bin ich sehr dankbar für das in mich gesetzte Vertrauen und die großartige Unterstützung meiner Familie. Das sind unverzichtbare Voraussetzungen für das Gelingen der Doppelrolle. Zugleich kannte ich das Rathaus aus meiner WMG-Rolle bereits sehr gut und habe um mich herum ein hoch motiviertes Dezernatsbüro aufbauen können. Sowohl im Rathaus als auch bei der WMG habe ich exzellente Teams an meiner Seite, die sich jeweils durch eine große Bandbreite an Kompetenzen auszeichnen. Zusammen können wir bei bereichsübergreifenden Aufgaben wie der Umsetzung unserer Smart-City-Strategie oder der Innenstadtentwicklung kraftvoll und erfolgreich agieren. Ich bin überzeugt, dass sich mit der Zusammenführung der beiden Funktionen Prozesse vereinfachen und deren Umsetzung beschleunigen lassen – zum direkten Nutzen der Mitarbeiter, der Wirtschaftspartner, Investoren und Menschen in unserer Stadt.
Innovation und Zukunft liegen dicht beieinander. Wie sieht die Smart City Wolfsburg der Zukunft aus?
Gemeinsam wird es uns gelungen sein, die Smart City Wolfsburg unter Einbindung und Berücksichtigung der vielfältigen Bedürfnisse der Stadtgesellschaft erlebbar zu machen. Sei es durch smarte Infostelen und Park-Leitsysteme, die an wichtigen Stellen einen Einblick in die Erlebnisse in der Stadt geben, oder durch den Verkehr, der durch dynamische Verkehrsprognosen und Reallabore für autonomes Fahren stets fließt. Der Breitbandausbau wird stadtweit abgeschlossen sein und ist wichtiger Standortfaktor. Im Rathaus werden relevante Services mit wenigen Klicks durchführbar sein. Unsere Wolfsburg-App ergänzt das Angebot und wird viele täglich begleiten. Wer die persönliche Beratung und den Austausch braucht, ist im Rathaus herzlich willkommen. Unternehmen finden ein attraktives Umfeld vor – sowohl unternehmerisch als auch für ihre Mitarbeitenden. Wolfsburg ist ein Raum für Erholung mit einer belebten Innenstadt für Menschen jeden Alters. Klimaresilienz wird datengestützt umgesetzt und das Voneinander-Lernen steht im Mittelpunkt. Als eine vom BMI geförderte „Smart City Modellstadt“ und mit der gemeinsamen Initiative #WolfsburgDigital von Volkswagen und Stadt sind wir auf einem guten Weg, dieses Bild real werden zu lassen.
Was sind Erfolgsfaktoren, die die Entwicklung der Stadt beeinflussen?
Entscheidend wird sein, dass wir die Transformation mit Offenheit und Mut angehen und insbesondere bei der Innenstadtentwicklung Maßnahmen ausprobieren und eine Fehlerkultur als Lernprozess zulassen. Hierbei gilt es herauszustellen, dass Transformation jedoch nicht nur eine Frage der Technologie ist, sondern auch der menschlichen Handlungsfähigkeit. Zudem ist Struktur oftmals auch ein unterschätzter Erfolgsfaktor für Wandel und es braucht einen engen Schulterschluss mit starken Partnern sowie das Engagement kluger Köpfe, die Innovationen vorantreiben. Denn ohne das Engagement und die Verpflichtung der Akteure bleiben selbst die besten Strukturen wirkungslos. Und genau das ist ein Wolfsburger Erfolgsfaktor, da ich bei allen Akteuren eine starke Bereitschaft spüre, Zeit und Ressourcen für die Entwicklung der Stadt zu investieren.
Welche Rolle spielt das Thema Wissenschaft in der Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Wolfsburg?
Einer der Erfolgsfaktoren der zukünftigen Stadtentwicklung wird sicherlich auch die Wissenschaft sein, die Innovationen vorantreibt und unsere bereits stark ausgeprägte Innovationskraft fördert. Der Ausbau der OHLF trägt maßgeblich zur Stärkung unseres Hochschulstandorts bei. Im Zuge der größten Transformation ihrer Geschichte der Automobilbranche sind zwei Richtungen wegweisend: Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Diese Entwicklung begünstigt das Wachstum von digitalen Mobilitätslösungen und erfordert innovative Ideen, die auch in die Tat umgesetzt werden. Und genau hier knüpft die Schule 42 Wolfsburg mit der Ausbildung von Softwareingenieuren von morgen an. Fest steht: Die Softwareschmiede ist mit ihren Studienangeboten ein wichtiger Partner unseres Standorts, da sich hieraus weitere positive Effekte für unsere Wirtschaftspartner und die Stadtentwicklung ergeben. Letztlich werden wir mit qualitativen Ausbildungsangeboten, technologischen Innovationen und qualifizierten Talenten langfristig die Attraktivität unseres Standorts steigern.