Menschen + Unternehmen

Zeit für neue Arbeitsorte?

Wolfsburg AG entwickelt und prüft New Work-Konzept mit eigener Marktforschung

Inga Rill-Hackstein spricht im Interview über New Work-Konzept der Wolfsburg AG
Inga Rill-Hackstein © Wolfsburg AG

Mit der Corona-Pandemie hat sich auch die Arbeitswelt grundlegend verändert. Die meisten Unternehmen haben sehr schnell die notwendigen technologischen Möglichkeiten geschaffen, mobil zu arbeiten, und Mitarbeiter stellten sich flexibel darauf ein. Studien weisen inzwischen nach, dass die Produktivität dort stieg, wo im Homeoffice gearbeitet wurde. Das heißt, Unternehmen und Mitarbeiter konnten aus der „neuen Normalität“ positive Effekte für sich gewinnen. Gleichzeitig zeigen sich je nach Dauer und individueller Situation auch Nachteile des Homeoffice. Beispielsweise Platzgründe, der Mangel an sozialem Austausch oder die
fehlende Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben. Auf dieser Grundlage entwickelte das Geschäftsfeld Innovationsentwicklung und Geschäftsideen der Wolfsburg AG ein New Work-Konzept. Dazu hat das Team Daten erhoben und gemeinsam mit Partnern ein Instrument zum Organisieren von neuen Arbeitsplatzmodellen in Co-Working-Spaces und Satellitenbüros erarbeitet. Inga Rill-Hackstein, Projektleiterin bei der Wolfsburg AG, spricht im Interview über Erkenntnisse und Perspektiven.

Warum können Co-Working-Spaces und Satellitenbüros eine intelligente Alternative sein?

» In unserem Konzept bilden Co-Working-Spaces und Satellitenbüros einen ‚dritten‘ Arbeitsort, neben dem Büro und dem Homeoffice. Arbeitnehmer können hier einen professionell eingerichteten Arbeitsplatz in der Nähe des eigenen Wohnortes buchen und flexibel nutzen. Co-Working-Spaces sind bereits vorhandene Orte, an denen Menschen gemeinsam, jedoch unabhängig voneinander arbeiten. Satellitenbüros sind Büroarbeitsplätze in Partnerunternehmen. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Studie „Mehr Home weniger Office“ von PriceWaterhouseCoopers. Die zeigt, dass 60 Prozent der deutschen Arbeitgeber in den nächsten drei Jahren ihren Büroflächenbedarf um rund 20 Prozent reduzieren wollen. Dadurch werden Kapazitäten frei, die Partner- oder Tochterunternehmen und deren Mitarbeiter als Satellitenbüros nutzen könnten. Diese freien Flächen gilt es zu organisieren.

Welche Nutzen ergeben sich für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?

» Auch dazu gibt es Studien. Sie belegen, dass der größte Mehrwert für die Mitarbeiter entsteht, wenn das Satellitenbüro maximal 15 Minuten vom eigenen Wohnort entfernt ist. So entfallen größere Pendelstrecken und es wird Zeit gewonnen. Hinzu kommt unter dem Stichwort Innovationsfähigkeit der Faktor Mensch und der damit verbundene Austausch – auch wenn es nicht immer der direkte Kollege ist. Gleichzeitig profitiert der Arbeitgeber angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels, indem er sich durch das Anbieten solcher Arbeitsplätze im Wettbewerb attraktiv positioniert. Durch das Angebot eines dritten Arbeitsorts in Wohnortnähe könnten auch Wolfsburger Unternehmen ihr Fachkräfte-Einzugsgebiet erweitern.

Was ist die konkrete Idee der Wolfsburg AG?

» Wir haben ein New Work-Konzept für eine mögliche Arbeitswelt nach Corona entwickelt. Im Mittelpunkt steht eine digitale Plattform, die buchbare Co-Working-Spaces und Satellitenbüros gebündelt darstellt. Dazu haben wir unsere eigene Marktanalyse-Kompetenz genutzt und Erkenntnisse überprüft, indem wir qualitative Interviews geführt haben – beispielsweise mit Arbeitgebern, Pendlern und Start-ups in der Region. Außerdem hat uns eine Online-Befragung mit knapp 120 Teilnehmenden wichtige Ergebnisse geliefert. Zum Beispiel, dass jeder Vierte die Idee eines Satellitenbüros in Wohnortnähe sehr spannend findet.

Was waren die weiteren Erkenntnisse?

60 Prozent der Mitarbeiter wollen nur noch zwei bis drei Tage ins Hauptbüro. 80 Prozent sind bereit ihren Schreibtisch zu teilen, zumal sie nicht die Notwendigkeit sehen, jeden Tag ins Büro zu kommen. Darüber hinaus bewertet fast jeder Zweite seinen Arbeitgeber dann als besonders attraktiv, wenn er Pendlern die Alternative eines Satellitenbüros anbietet.

Wie geht es weiter?

Unser Projekt läuft unter dem Dach von #WolfsburgDigital, wir gehen mit Interessenten ins Gespräch und planen ein Pilotprojekt. Deshalb bieten wir interessierten Unternehmen an, dass sie sich bei uns melden können. Wir stellen natürlich auch gern die Umfrageergebnisse zur Verfügung und sind ferner an möglichen Kooperationen interessiert. Sprechen Sie uns gern an.


Titelbild: © Wolfsburg AG