Stadt + Entwicklung

„Die Autostadt ist ein Sehnsuchtsort“

Mandy Sobetzko und Armin Maus über Potenziale der Autostadt und Ideen für morgen.

Wo liegen die Stärken Ihrer Zusammenarbeit – und welche Unternehmenskultur wollen Sie pflegen?

» Mandy Sobetzko (S): Wir ergänzen uns optimal und passen aufgrund unserer unterschiedlichen Berufserfahrung und Interessenlagen sehr gut zusammen. Während Armin Maus als erfahrener Medienexperte die externe Sicht mitbringt, bringe ich die Erfahrung aus über 10 Jahren Volkswagen Fahrzeuggeschäft in verschiedenen Funktionen und eine große Leidenschaft für das Auto, unsere Historie und die Konzern Marken mit. Ich denke, das ist eine hervorragende Mischung für die Leitung der Autostadt, die als Spiegel des Volkswagen Konzerns auch dessen Themen den Menschen nahebringen möchte. Zur Frage nach unserer Unternehmenskultur: In der Autostadt leben wir die Konzerngrundsätze. Uns prägt ein offener Umgang über alle Hierarchie-Ebenen hinweg. Wir ermutigen unsere Führungskräfte und Mitarbeiter zu einem offenen Dialog. Denn eine gute Arbeitsatmosphäre fördert die Motivation, den Zusammenhalt und führt zu besseren Ergebnissen. Schließlich wollen wir alle gemeinsam die Autostadt erfolgreich in die Zukunft führen.

» Armin Maus (M): Ohne Frage ergänzen wir uns sehr gut – und das in jeder Beziehung. Wir haben eine gemeinsame Basis und einen starken Konsens in allen wichtigen Fragen. Beide wollen wir das große Potenzial der Autostadt weiter ausschöpfen und neue Wege gehen. Ich halte es für extrem wichtig, dass wir die von Mandy Sobetzko beschriebene, offene Unternehmenskultur pflegen und weiterentwickeln. Das ist tatsächlich eine Daueraufgabe. Wir können uns auf eine große Mannschaft verlassen, in der jeder Einzelne als Erfolgsfaktor extrem wichtig ist. Als Geschäftsführung wollen wir vorleben, dass jeder Verantwortung für unseren gemeinsamen Weg übernehmen kann. Ich lege sehr viel Wert darauf, dass wir respektvoll und wertschätzend miteinander umgehen. Genau das hat diese Mannschaft verdient und das erwartet sie auch. Denn wir haben eine besonders zugewandte Belegschaft. Das sind Menschen, die nahe am Kunden arbeiten und das Beste für unsere Besucher erreichen wollen. Nicht zuletzt deshalb ist ein empathisches Miteinander extrem wichtig.

Mandy Sobetzko ist Teil der neuen Autostadt Geschäftsführung
Mandy Sobetzko war seit mehr als 10 Jahren
im Volkswagen Konzern tätig, bevor sie zum
1. September 2020 in die
Geschäftsführung der Autostadt berufen wurde.
© Nils Hendrik Mueller
Armin Maus ist Teil der neuen Autostadt Geschäftsführung
Armin Maus, erfahrener Journalist und langjähriger Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung, ist seit dem 1. April 2021 neuer Vorsitzender der Geschäftsführung der Autostadt.
© Marek Kruszewski

Die Geschäftsführung der Autostadt vervollständigt seit Mitte Mai Marco Schubert, der den Bereich Finanzen verantwortet. Das Interview fand vor diesem Zeitpunkt statt.

Frau Sobetzko, mit welcher Strategie möchten Sie die Autostadt weiterentwickeln?

» S: Wenn wir heute über Mobilität reden, sprechen wir automatisch auch über Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Das Auto entwickelt sich zum Mobile Device. Unsere Aufgabe ist es, den Menschen Innovationen und Funktionen nahezubringen und zu demonstrieren, welchen Nutzen diese Neuerungen im Alltag haben. Das heißt konkret: Interesse wecken, Hemmnisse abbauen und Fragen beantworten. Der Konzern befindet sich in einer grundlegenden Transformation vom traditionellen Automobilhersteller hin zu einem nachhaltigen, softwareorientierten Mobilitätskonzern. Als Autostadt werden wir diesen Weg aktiv begleiten und unterstützen, indem wir die Bereiche Elektromobilität, Nachhaltigkeit und Digitalisierung in den Mittelpunkt stellen. Unsere Gäste können also zukünftig noch mehr Auto als bisher erleben. Sie werden einen guten Einblick in das breite Spektrum des Volkswagen Konzerns erhalten. Dabei können sie die Faszination der verschiedenen Marken erleben, aber auch die Gemeinsamkeiten kennenlernen – wie etwa den Modularen E-Antriebs-Baukasten. Über die Markenpavillons hinaus bietet die Autostadt vom Zeithaus bis zum Geländeparcours viele weitere Möglichkeiten für Präsentationen und Erlebnisse. Übrigens befindet sich nicht nur Volkswagen im Umbruch, die ganze Industrie erfährt einen komplexen Wandel. Diesen Wandel wollen wir nachvollziehbar machen. Ganz gleich, ob es um Klimawandel geht, um Ladeinfrastruktur oder autonomes Fahren.

Herr Maus, wie wollen Sie die Autostadt als Kommunikationsplattform weiterentwickeln?

» M: Unser englischer Claim lautet: Home of Mobility. Die Autostadt ist zweifellos die Heimat der Mobilität. Ein Ort, an dem man die Produkte eines Weltkonzerns erleben und sich gleichzeitig mit Fragen der Mobilität auseinandersetzen kann. Wir wollen einerseits noch intensiver die Themen des Konzerns aufgreifen, aber auch weitere Bereiche wie die Händlerorganisation oder den Vertrieb ansprechen. Anderseits sollen bei uns Herausforderungen und Chancen der wichtigen Zukunftsthemen diskutiert werden, auch kontrovers. Mobilität, Digitalisierung, Umwelt, Nachhaltigkeit: Das geht uns alle an. Unsere Zukunft ist mit großen Hoffnungen verbunden, aber auch mit Befürchtungen und Widerständen. Hier hat die Autostadt die große Chance, Menschen ins Gespräch zu bringen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir offenen, konstruktiven Diskussionen eine Heimat geben können. Das kann vor Ort geschehen oder über digitale Formate. Die Autostadt kann auch hier ihre immense Strahlkraft, die weit über die Region hinausgeht, entfalten. Wir befinden uns an der Schnittstelle zwischen der gesellschaftlichen Diskussion und dem, was Volkswagen durch seine Innovationen beiträgt. Dieses Spannungsfeld treibt auch mich persönlich an. Im Umfeld eines herausragenden Innovationstreibers zu arbeiten, Menschen kennenzulernen, die die Zukunft formen. Ihnen wollen wir ein Forum geben. Darüber hinaus ist die Autostadt Teil einer ambitionierten Mobilitätsregion, die deutschlandweit wahrgenommen wird. Hier existieren Know-how und starke Netzwerke, eine Smart City und Initiativen wie WolfsburgDigital. In diesem Umfeld werden wir uns als aktiver Partner einbringen.

Welche Angebote machen Sie den Wolfsburger Unternehmen?

» S: Insgesamt ist uns der Austausch und das Engagement wichtig, um Wolfsburg und die Region als touristischen und wirtschaftlichen Standort voranzubringen. Die für uns tätigen Dienstleister schaffen zusätzliche Beschäftigung in der Region. Wir pflegen zahlreiche Kooperationen. Beispielsweise mit dem VfL, Phaeno, DOW und der FußballWelt. Dabei ist es uns auch wichtig, unsere Partner sichtbar zu machen. Darüber hinaus haben unsere Restaurants einen festen Stamm an Partnern und Lieferanten, die uns mit regionalen, saisonalen und biologischen Produkten beliefern. Das ist nicht nur für die heimische Landwirtschaft vorteilhaft, sondern zahlt auch auf die Nachhaltigkeit, Gesundheit und Umwelt aller ein. Auf dieser Basis möchten wir für Bauern und regionale Lieferanten ein guter, vertrauensvoller Partner sein. Gleichzeitig wollen wir unseren Gästen Wolfsburg und Umgebung auch kulinarisch etwas näherbringen.

» M: Das erste Angebot, das wir Unternehmen machen können, lautet: Wir sind ein Gesprächspartner, mit dem man sich konstruktiv austauschen kann. Die Autostadt hat großes Interesse daran, ein tatkräftiger, mithelfender Nachbar zu sein. Allein die Stadtentwicklung ist eine der spannendsten Aufgaben der nächsten Jahre. Sie ist für uns enorm wichtig, weil auch wir ein starkes Interesse an der Qualität des Standortes Wolfsburg haben. Wir arbeiten mit zahlreichen Institutionen in Wolfsburg zusammen: mit dem phaeno, mit einer hervorragenden Museums- und Kunstlandschaft, allen voran das Kunstmuseum Wolfsburg, mit dem Handel und Gewerbe. Wir sind Gesprächs- und Kooperationspartner, Kunde und Auftraggeber für die Wirtschaft. Wir können attraktive Locations anbieten: vom großen Kongress bis zum kleinen Meeting, vom Geschäftsessen bis zum Diskussionsforum. Unsere Hände sind ausgestreckt. Wir wollen und werden ein guter Partner in dieser Stadt und in der Region sein.

Frau Sobetzko, wie fällt Ihr Fazit nach rund acht Monaten aus?

Mandy Sobetzko (M): Absolut positiv. Ich habe in den letzten Monaten das enorme Potenzial der Autostadt aus unmittelbarer Nähe erfahren dürfen. Das Team der Autostadt hat mir den Start leichtgemacht und so konnten wir in den ersten Wochen und Monaten schon viele neue Projekte starten, die in Kürze sichtbar werden.  Zum Beispiel eine ganzjährige kurzgetaktete Abfolge von Events rund ums Auto und Autokultur die kurz nach Öffnung der Autostadt sichtbar werden wird. Neue Gastronomiekonzepte werden kommen die die Autostadt und die Stadt Wolfsburg noch mehr miteinander verbinden sowie Attraktionen für Kinder, junge Erwachsene und Automobilfans.

Herr Maus, was sind Ihre ersten Eindrücke in Ihrer neuen Rolle?

Armin Maus (M): Ich war leidenschaftlich gerne Journalist und Chefredakteur. Obwohl ich das Glück hatte, mit einem tollen Team zusammenzuarbeiten, habe ich mich für die neue Aufgabe entschieden. Ich bin ein Fan der Autostadt, seitdem ich hier mit Otto Ferdinand Wachs erlebt habe, was sich hier entwickelt. Als Privatmensch war ich schon früh Besitzer einer Jahreskarte, heute bin ich Teil dieses großartigen Teams. Die Autostadt ist eine herausragende Attraktion mit großer Ausstrahlung, weit über die Grenzen unserer Region hinaus. Auf ihre Art ist sie deutschlandweit und wahrscheinlich auch weltweit einmalig. Neben den großartigen Highlights der Autostadt begeistert mich, dass Menschen bei uns Technik hautnah erleben können – und das in einer faszinierenden Skulptur-Landschaft. Gleichzeitig gibt es unzählige Möglichkeiten, sich auszutauschen. Die Autostadt kann ein Wohnzimmer der Region sein, aber auch ein Arbeits- und Diskussionsraum. Das finde ich großartig und ich freue mich darauf, diese Kommunikationsformen noch weiter entwickeln zu dürfen.

Welche Lehren haben Sie bisher aus der Pandemie gezogen?

S: Wir haben sehr großes Glück, dass wir in Zeiten des Lockdowns unsere Fahrzeugauslieferung aufrecht erhalten können. Das ist für Kunden, die ihr Auto bei uns abholen möchten, ebenso wichtig wie für unsere Mitarbeiter. Im März haben wir parallel zur Gläsernen Manufaktur Dresden die ersten ID.4 ausgeliefert, alles bilanziell CO2-neutral. Darüber hinaus hat sich unter den neuen Rahmenbedingungen einiges in unserer Gastronomie getan: Wir haben in vielen Bereichen ein Fresh-Up vorgenommen und unsere Geschäftsmodelle umgestellt. So bleiben wir auch weiterhin mit unseren Gästen in Kontakt. Wo wir früher den offenen Restaurantbetrieb hatten, bieten wir jetzt To-Go-Gerichte an, die sehr gut ankommen. Eine weitere Lernkurve: Wir haben digitale Prozesse beschleunigt und neue Angebote generiert. Und schließlich konnten wir in den Zeiten der Pandemie auf eine sichere IT vertrauen, auf einen gut funktionierenden Krisenstab – vor allem aber auf Mitarbeiter, auf die man sich verlassen kann. Insgesamt haben wir also auch in schwierigen Zeiten bewiesen, dass Flexibilität eine unserer größten Stärken ist. Letztendlich sind wir unserem Anspruch treu geblieben, das wir permanent neue Ideen entwickeln und diese schnell umzusetzen können.

M: Die Kollegen in der Auslieferung arbeiten annähernd im Normalbetrieb, allerdings unter den Vorzeichen, die die Pandemie diktiert. Andere tun, was im jeweiligen Bereich möglich ist. Alle verhalten sich außerordentlich verantwortungsvoll, um unsere Kunden und ihre Kolleginnen und Kollegen bestmöglich zu schützen. Davor habe ich sehr großen Respekt. Daneben können wir auf eine Führungsmannschaft setzen, die es schafft, auch mit denjenigen Kolleginnen und Kollegen im Gespräch zu bleiben, die jetzt nicht arbeiten können. Grundsätzlich kann eine Pandemie auch ein Innovationstreiber sein. Das belegen beispielsweise unsere digitalisierten Lernformate für Schulen. Es ist uns ein Anliegen, auch in schwierigen Zeiten zu zeigen, dass wir unsere Rolle eines anerkannten außerschulischen Lernorts ernst nehmen. Diese Zeiten sind gerade für Schulen sehr herausfordernd. Darauf haben wir reagiert und Lehrern wie Schülern neue Zugänge zu spannenden Lerninhalten ermöglicht. Ich denke, das ist eine besondere Qualität der Autostadt: Sie kann sich auf schwierige Situationen einstellen und positive Antworten finden.

Was motiviert Sie an Ihrer Aufgabe besonders?

S: Die Freude die die Menschen in der Autostadt erleben und das positive Feedback der Gäste motiviert mich. Es macht einfach Freude, gemeinsam mit einem hochprofessionellen und engagierten Team etwas Großes zu bewegen. Wir arbeiten in einer attraktiven Umgebung mit vielfältigen spannenden Angeboten und Aufgaben. Wir haben mit Gastronomie und Hotellerie zu tun, mit Mobilität, Bildung und Zukunftsthemen, mit spannenden Events und Freizeitaktivitäten. Und wir erleben Menschen jeden Alters, die bei uns Erfahrungen sammeln und Spaß haben. Da muss man ja mit einem Lächeln zur Arbeit kommen.

M: Die Motivation liegt tatsächlich in der Qualität der Autostadt. In den unglaublichen Potenzialen, in den weiten Aufgabenfeldern. Ganz wesentlich motiviert mich unsere großartige Mannschaft, die zahlreichen kreativen Köpfe, mit denen wir zusammen arbeiten dürfen. Ich sammle täglich unglaublich positive und intensive Erfahrungen. Ich hätte mir also nichts Besseres wünschen können, so sehr mir manchmal die Arbeit mit meinen früheren Kollegen für die Leser fehlt.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

M: Wir alle sind in gewisser Weise sozial ausgezehrt. Alle sehnen sich nach Begegnungen, wollen wieder zusammen sein und miteinander diskutieren, Spaß haben, Essen gehen, das Leben genießen. Auch in dieser Beziehung ist die Autostadt ein Sehnsuchtsort. In dem Moment, wo es wieder möglich ist, wird die Autostadt – mit allem, was sie hat – bereitstehen und ein guter Gastgeber sein.

S: Wir wollen endlich wieder der Gastgeber für Wolfsburg und die gesamte Region sein. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freuen sich darauf, unsere Gäste begrüßen zu dürfen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Sie wollen sie wieder kulinarisch verwöhnen, mit den Kids spielen, Faszinierendes erklären und Informationen weitergeben. Wir alle brennen darauf, dass wir endlich wieder öffnen dürfen.

Titelbild: © Nils Hendrik Mueller/ © Marek Kruszewski