Menschen + Unternehmen

Von der warmen Mahlzeit bis zur Lagerhalle

Wolfsburger Unternehmen helfen Menschen aus der Ukraine

Die Hilfsbereitschaft ist ungebrochen groß. Tagtäglich engagieren sich Wolfsburger für Menschen aus der Ukraine, sortieren Spenden, versorgen Geflüchtete mit Lebensmitteln, Kleidung und Hygieneartikeln, stellen Wohnraum zur Verfügung, beladen Hilfstransporte. Auch zahlreiche Unternehmen setzen sich beispielhaft ein. Ohne viel Aufsehen zu erregen, springen sie ein, wenn Not am Mann ist, stellen Hilfsgüter zur Verfügung und unterstützen, wo sie können.

Teja Schönberger hat nicht lange überlegt. „Ich habe gehört, dass Hilfe gebraucht wird, und gleich gehandelt“, sagt der Wolfsburger Immobilieninvestor. Nur zwei Tage später hält das DRK die Schlüssel zu einer 1200 Quadratmeter großen Lagerhalle an der Borsigstraße 7 in den Händen und nimmt dort seit Anfang März Spenden entgegen. Dafür verzichtet Schönberger auf rund 7500 Euro pro Monat. Die Halle wollte der Immobilieninvestor ursprünglich vermieten. Interessenten gab es schon. Statt Einnahmen zu generieren, zahlt der Unternehmer nun die Energiekosten für das Gebäude in Höhe von rund 2500 Euro – und das auf unabsehbare Zeit. „Ich stelle die Halle so lange kostenlos zur Verfügung, wie sie benötigt wird“, sagt er.

Das DRK ist dankbar für die großzügige Unterstützung. „Ohne die Halle hätten wir keine Chance gehabt, die ganzen Spenden anzunehmen“, sagt der Wolfsburger DRK-Vorstand Thorsten Rückert. Jeden Tag helfen etwa 30 bis 50 Ehrenamtliche dabei, Hilfsgüter anzunehmen, sie zu sortieren, an Geflüchtete auszugeben oder für Hilfstransporte an die ukrainische Grenze zu verpacken. „Wir haben bislang rund 2000 Geflüchtete mit dem Notwendigsten versorgt und mehrere 40-Tonner mit Hilfsgütern für die Ukraine beladen“, sagt Rückert. Der Bedarf an Sachspenden von Hygieneartikeln bis zu Kleidung sei weiterhin groß.

Ehrenamtliche vor einem Hilfstransporter für die Ukraine-Hilfe
© DRK

Versorgung von Ehrenamtlichen

Um die Ehrenamtlichen zu unterstützen, stellen mehrere Wolfsburger Unternehmen Getränke, Lebensmittel und warmes Essen zur Verfügung. Gastronomiebetriebe und Hotels haben sich dazu vernetzt und stimmen sich ab, um Lücken bestmöglich zu vermeiden.

Das Courtyard by Marriott Hotel Wolfsburg zum Beispiel serviert den Helfern in der DRK-Halle jeden Donnerstag eine warme Mahlzeit, die der Küchenchef extra für sie zubereitet. Zudem hat das Hotel 240 Kopfkissen gespendet. Eine aus der Ukraine geflüchtete Frau hat jüngst im Unternehmen eine Anstellung gefunden. „Wir haben uns auch vor dem Ukraine-Krieg immer wieder für soziale Zwecke engagiert“, sagt Hotelleiter und Geschäftsführer Christoph Neumann. Da sei es selbstverständlich, in so einer Situation zu unterstützen, wo es geht.

Das Hotel Brackstedter Mühle gehört ebenfalls zu den Betrieben, die die Helfer beim DRK mit Essen versorgen. „Auch wenn wir wegen der Corona-Pandemie eine schwere Zeit hinter uns haben, finde ich es wichtig, anderen zu helfen“, sagt Inhaberin Christiane Schuster.

Firmen unterstützen sich gegenseitig

Damit die Ehrenamtlichen die Spenden vor Ort sortieren, präsentieren und für den Transport verpacken können, haben mehrere Unternehmen Kartons, Gitterwagen, Kleiderständer und Rollcontainer zur Verfügung gestellt, darunter die Ruess GmbH und der Wolfsburger Hornbach-Markt. „Uns geht es in Deutschland prinzipiell gut. Daher haben wir eine soziale Verantwortung gegenüber Menschen, denen es schlechter geht“, sagt Henrik Rueß, Geschäftsführer der Ruess GmbH, die neben Kartons und Rollcontainern auch Bettwäsche und Handtücher gespendet hat.

Hornbach sei die Unterstützung von sozialen Projekten in Wolfsburg wichtig, sagt Ralf Ahlers, Marktmanager des Hornbach Bau- und Gartenmarkts, der mehrere Paletten mit Umzugskartons gratis an das DRK, die Feuerwehr und kleinere private Organisationen geliefert hat. „Statt Bannerwerbung für Sportveranstaltungen kümmern wir uns um soziale Projekte und deren Unterstützung als lokaler, verlässlicher Partner vor Ort.“

In ihrem Engagement unterstützen sich die Betriebe gegenseitig. „Viele Hotels, die kostenlos Geflüchtete aufgenommen haben, haben wir mit Bettwäsche versorgt“, sagt Henrik Rueß.

Spendenübergabe für die Ukraine-Hilfe mit Oberbürgermeister Dennis Weilmann (links)
© DRK

Geld und Sachspenden

Etliche Unternehmen unterstützen das DRK zusätzlich mit Sachgütern, die die Angestellten sammeln, und spenden Geld. So hat etwa die Schnellecke Group für eine Lieferung mit Hilfsgütern des Round Table Deutschland einen Lkw zur Verfügung gestellt und zusätzlich 10.000 Euro übergeben. Außerdem hat die Unternehmensgruppe einen gebrauchten VW Crafter spendiert, mit dem Hilfsgüter in die Ostukraine gebracht werden.

DRK-Vorstand Thorsten Rückert schätzt, dass es kaum ein Wolfsburger Unternehmen gibt, dass sich nicht in irgendeiner Form für die Ukraine engagiert. „Es ist toll zu sehen, was wir gemeinschaftlich wuppen können und was die Solidargemeinschaft alles ausrichten kann“, sagt er bewegt.


Einstellung von Geflüchteten – Das müssen Arbeitgeber wissen

Betriebe, die Menschen aus der Ukraine beschäftigen wollen, müssen zunächst prüfen, ob eine Arbeitserlaubnis vorliegt. In der Regel ist dies der Fall. Denn Ukrainer, die vor dem Krieg geflüchtet sind, erhalten meist eine befristete Aufenthaltserlaubnis, mit der die Erlaubnis, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, verbunden ist. Das gilt auch für sogenannte Fiktionsbescheinigungen, die die Zeit bis zur Erstellung der Aufenthaltserlaubnis überbrücken. Nur Menschen aus der Ukraine, die im Rahmen einer dreimonatigen visafreien Frist in Deutschland leben, müssen eine Arbeitserlaubnis beantragen. Von dieser müssen Betriebe für die Dauer der Beschäftigung eine Kopie aufbewahren.

Arbeitgeber können bei der Agentur für Arbeit Eingliederungszuschüsse beantragen. Förderhöhe und -dauer werden jeweils individuell festgelegt. Außerdem haben Geflüchtete Anspruch auf staatlich geförderte Sprach- und Integrationskurse sowie auf Fördermöglichkeiten der Agentur für Arbeit.

Kontakt
Wolfsburger Arbeitgeber-Service
Telefon 0800 4 555520
Wolfsburg.142-Arbeitgeber-Service@arbeitsagentur.de


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