Standpunkt Plus

Zuhören und wertschätzen: Jasmin Hinze im Standpunkt+

Jasmin Hinze leitet seit 2013 den Tagestreff Carpe Diem, eine Anlaufstelle für arme und obdachlose Menschen. Die Sozialarbeiterin kümmert sich mit ihrem Team um die existenziellen Bedürfnisse der Besucher. Dazu zählen unter anderem Beratung, warme Mahlzeiten und frische Kleidung.

Während andere mehr Glück haben, stehen die Menschen, die zu uns kommen, in der Regel nicht auf der Sonnenseite des Lebens. Wie aber gehen wir mit den Schwachen in unserer Gesellschaft um und wie können wir zwischen den scheinbar entgegengesetzten Welten Brücken bauen? Ich denke, dass sich die eine Welt nicht unabhängig von der anderen betrachten lässt.

Für mich ist Wolfsburg ein inspirierender Ort zum Arbeiten, der viele Chancen eröffnet. Ich erlebe immer wieder, dass man mit guten Ideen auf offene Ohren stößt und sich Kooperationsmöglichkeiten auftun. Wenn Menschen bereit sind, sich auf neue Wege einzulassen, und dabei ins Gespräch kommen, bringt uns das alle weiter. Besonders wenn eine Nonprofit-Organisation mit einem wirtschaftlichen Unternehmen kooperiert, können wir viel voneinander lernen, Vorurteile abbauen und Nähe herstellen. Genau diese Energie braucht unsere Gesellschaft, damit wir nicht wegschauen, sondern aufeinander zugehen.

Wenn Menschen bereit sind, sich auf neue Wege einzulassen, und dabei ins Gespräch kommen, bringt uns das alle weiter.

Jasmin Hinze

Die Wohnungslosennotfallhilfe hat keine große Lobby. Umso mehr weiß ich es zu schätzen, wenn sich Wirtschaftsunternehmen für unser Thema begeistern lassen. Ich gehe aber nie mit der Erwartung auf andere zu, etwas zu bekommen. Mich treibt vielmehr an, dass wir uns näher kennenlernen und im Idealfall eine gute Beziehung aufbauen. Genau das bereitet mir Freude und ist so existenziell für unser Leben. Viele Kooperationen entstehen fast zwangsläufig aus einer vertrauensvollen Verbindung. In Wolfsburg ist das Thema Armut nicht auf den ersten Blick präsent. Da helfen gute Projekte, die darauf aufmerksam machen. Diese sind am sinnvollsten, wenn sie zwischen unseren Besuchern und zum Beispiel Akteuren aus der Wirtschaft gute Kommunikation ermöglichen. Dafür baue ich gern Brücken. Darübergehen müssen beide Seiten aber allein. Am besten, indem unsere Besucher Wertschätzung erfahren und spüren: Du bist wichtig! Genau dafür engagiere ich mich leidenschaftlich.

Foto: Roland Hermstein