Menschen + Unternehmen

Gemeinsam können wir viel erreichen

Mark Alexander Krack, Hauptgeschäftsführer DEHOGA Niedersachsen, im Interview zur Situation der Hotellerie und Gastronomie in der Region.

Herr Krack, Sie sind seit Anfang des Jahres Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Niedersachsen. Was hat Sie an dieser Aufgabe besonders gereizt?
» Nachdem ich seit 2001 in der Handelsverbandslandschaft meine Wurzeln gehabt habe und dort seit 2018 Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Niedersachsen-Bremen gewesen bin, reizte es mich besonders, noch einmal den Hauptblickwinkel von einem anderen Wirtschaftsbereich auf Politik, Verwaltung und Gesellschaft zu richten und mich insbesondere auf Landesebene für die Mitgliedsbetriebe aus diesem Segment einzusetzen.

Welche berufliche Laufbahn haben Sie bisher verfolgt – und welche Erfahrungen bringen Sie speziell aus dem Bereich Hotellerie/Gastronomie mit?
» Nach meinem Studium der Rechtswissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und dem Referendariat mit einer Auslandswahlstation bei der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer in London wusste ich, dass der Bereich der Interessenvertretung meine Sache ist. Die Zulassung als Rechtsanwalt erwarb ich im Jahr 1999, kam dann 2001 nach Hannover zum Unternehmerverband Einzelhandel Niedersachsen, wo ich als Assistent des Hauptgeschäftsführers startete und zum Geschäftsführer aufstieg, bevor mich der Ruf des Handelsverbandes Harz-Heide im Herbst 2005 erreichte, die Leitung seiner Geschäftsstelle in Braunschweig zu übernehmen. Dort hatte man mit dem DEHOGA Bezirksverband Land Braunschweig-Harz gemeinsame Räumlichkeiten und so ergab es sich, dass insbesondere die rechtliche Beratung und Prozessvertretung deren Mitglieder geschäftsbesorgend dann auch seit 2008 durch den Handelsverband erfolgte. 2012 wurde ich in Nachfolge der als Geschäftsführerin beim DEHOGA dort ausgeschiedenen Leonore Stolte auch zum Bezirksverbandsgeschäftsführer berufen. 2018 erfolgte dann die Berufung zum Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Niedersachsen-Bremen. Mit Ablauf des Jahres 2024 habe ich dann die Handelsverbandslandschaft verlassen und bin seit dem 1.1.2025 Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Niedersachsen.

Was sind Ihre ersten Eindrücke von der hiesigen Gastro- und Hotelbranche?
» Die neue Aufgabe macht mir großen Spaß, wenngleich die Zeiten natürlich herausfordernd sind. Der Start folgte ja mitten hinein in den Wahlkampf zur Bundestagswahl und die Kampagnenfähigkeit des Wirtschaftsbereichs ist sehr gut. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundesverband und den Landesverbänden haben mich wirklich klasse aufgenommen. Und natürlich sind die Rahmenbedingungen für die Betriebe der Gastro- und Hotelbranche angespannt. Ich sehe aber viele engagierte Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich mit Herzblut für ihre Betriebe einsetzen und der Einsatz für deren Interessen ist das, was mich antreibt.

Wie würden Sie die derzeitige Lage der Hotellerie und Gastronomie generell – aber auch vor allem in Wolfsburg und Umgebung – beschreiben?
» Hierzu verweise ich im Hinblick auf die Themen Konsumzurückhaltung der Menschen, Arbeitskräftemangel, Kostensteigerungen, verändertes Buchungsverhalten von Reisenden und Firmen und die eine oder andere Insolvenz im Privathotellerie-Bereich auf die bereits angesprochenen Herausforderungen.

„Nur jeder fünfte Betrieb blickt optimistisch auf das neue Jahr“: Wie bewerten Sie die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten DEHOGA-Umfrage?
» Ich glaube, dass es jetzt guter und spürbarer Impulse für die Wirtschaft sowie die Bürgerinnen und Bürger aus der Politik bedarf, damit wir hier zu einem „Turnaround“ – und zwar zuallererst bei der Konsumstimmung – kommen können. Das ist das Wichtigste.

Welche Ziele haben Sie sich als neuer Geschäftsführer für die kommenden Jahre gesetzt?
» Mir geht es hauptsächlich darum, die Interessen für das Gastgewerbe sehr präsent in Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit zu vertreten, sodass den Menschen klar vor Augen geführt wird, wie wichtig tatsächlich die gastgewerblichen Betriebe auch für den gesellschaftlichen Austausch, das Zusammenkommen und das Menschen-eine-gute-Zeit-bereiten sind.

Gibt es konkrete Projekte oder Initiativen, die Sie anstoßen oder weiterentwickeln möchten?
» Wir werden uns verbandlich verstärkt der fortschreitenden Digitalisierung, der Vernetzung mit anderen Akteuren im Umfeld unseres Wirtschaftsbereichs und speziellen Impulsen – wie beispielsweise Fragen der Nachhaltigkeit und Veränderungen in der Gesellschaft betreffend Lebensmittelproduktion und -verarbeitung – für unser Segment zuwenden.

Was braucht die Branche Ihrer Meinung nach, um zukunftsfähig zu bleiben?
» Vor allem bedarf es sowohl im Bereich der Unternehmerinnen und Unternehmer als auch bei den Beschäftigten Menschen, die mit Herzblut Gästen eine gute Zeit bereiten wollen. Aber da ist mir nicht bange drum, da ich gerade erst bei den Niedersächsischen Jugendmeisterschaften des Gastgewerbes tolle Erlebnisse hatte, die zeigen, dass es klappen wird.

Das Thema Personal beschäftigt viele Betriebe. Welche Lösungsansätze verfolgt der DEHOGA, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen?
» Neben unserer Präsenz auf Ausbildungsmessen und Social-Media-Aktivitäten mit zielgerichtet ausbildungsrelevantem Content sind wir aktuell auch zusammen mit dem Niedersächsischen Wirtschaftsministerium und der GIZ dabei, in Marokko Auszubildende zu rekrutieren. Das läuft gut an.

Wie attraktiv ist die Branche heute noch für junge Menschen – und was muss sich eventuell ändern?
» Das Gastgewerbe ist der Wirtschaftsbereich, wo man mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammenkommt und interagiert. Nirgendwo hat man, da die Gäste ja gerne zu uns kommen und eine schöne Zeit verbringen wollen, so schnell die Möglichkeit, in einen guten Austausch zu kommen. Und mit seinen flachen betrieblichen Hierarchien ist unser Wirtschaftsbereich auch für schnelle Aufstiegsmöglichkeiten bekannt. Zudem besteht für ausgebildete Fachkräfte eine weltweite Möglichkeit zu arbeiten – auch das schätzen viele.

Was wünschen Sie sich von der Politik auf kommunaler und Landesebene für die Gastronomie- und Hotelbranche?
» Weniger Bürokratie und keine zusätzlichen standortbenachteiligenden Maßnahmen wie beispielsweise Verpackungs- und/oder Bettensteuern, deren Kosten-Nutzen-Verhältnis mit Blick auch auf den administrativ zu leistenden Part höchst fragwürdig ist. Stattdessen eine gute Einbindung der gastgewerblichen Vertreterinnen und Vertreter des DEHOGA in wichtige Entscheidungsprozesse zum Standortmarketing.

Wo sehen Sie die regionale Branche in fünf Jahren – optimistisch betrachtet?
» Hoffentlich mit Blick auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in besserem Fahrwasser, sodass Anreize für Unternehmertum im Gastgewerbe gesetzt werden. Zum Schluss: Gibt es eine Botschaft, die Sie den Gastgeberinnen und Gastgebern in der Region mit auf den Weg geben möchten?
Ihr seid in der schönsten Branche der Welt tätig, daher vernetzt Euch. Gemeinsam können wir viel erreichen – mehr noch als 7 % Mehrwertsteuer auf Speisen!

Florian Hary, Präsident DEHOGA und CEO Hary Netzwerk GmbH:
„Grundsätzlich leidet Wolfsburg unter denselben Herausforderungen wie zahlreiche andere Städte auch. Durch den Wandel im Dienstreisesektor steht Wolfsburg vor einer großen Herausforderung, die es zu meistern gilt. Gelingen kann so etwas immer mit einer langfristigen Strategie und einem Konzept. Gleiches spiegelt sich in der Gastronomie und im MICE-Sektor. Hier sind einzelne Veranstaltungen ein „Pflaster“ für die Branche. Es muss aber gelingen, dass wir kontinuierlich als Standort attraktiv sind und so auch wahrgenommen werden. Wenn das konsequent umgesetzt wird, dann hat Wolfsburg eine gute Chance.“


Christoph Neumann, Vorsitzender WMG-Tourismusbeirat und Direktor / General Manager COURTYARD BY MARRIOTT WOLFSBURG:
„Ohne eine Veränderung der aktuellen Marktlage ist die Situation der Hotellerie und Gastronomie katastrophal und für viele Betriebe existenzbedrohend. Mit Blick auf Wolfsburg müssen wir uns neue Märkte erschließen und Tagungen sowie Freizeitgäste in die Stadt locken.“


Das Konzept zahlt auf den 10-Punkte-Plan zur Stärkung der Wolfsburger Wirtschaft ein.