
Internationale Talente gewinnen und halten
Wie das Welcome Center Fachkräfte und Unternehmen unterstützt
Seit Jahren herrscht Personalmangel in Deutschland – vor allem in Branchen wie dem Handwerk, der Informationstechnik sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen stehen die Verantwortlichen weiterhin vor finanziellen und personellen Herausforderungen. Qualifizierte und motivierte Fachkräfte werden häufig aus anderen Ländern rekrutiert. Laut einer Studie des „Mediendienstes Integration“ kommen 2024 mehr als 15,5 % der Arbeitskräfte aus einem anderen Land, die Tendenz ist steigend. Dennoch stehen internationale Talente vor einigen Herausforderungen, die den Aufbau einer Existenz in Deutschland erschweren. Das Welcome Center in Trägerschaft der Allianz für die Region arbeitet eng mit verschiedenen regionalen Institutionen* zusammen. Mit einem Standort in Wolfsburg und Braunschweig hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Willkommenskultur zu etablieren und Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer im Rekrutierungsprozess zu begleiten.
Services für Fachkräfte
Sie besetzen relevante Positionen, tragen zum wirtschaftlichen Wachstum bei, zeigen neue Perspektiven auf und bereichern das Land auf vielfältige Art und Weise – ein Land, in dem sie nicht geboren sind und zu dem sie häufig keinerlei Bezug haben. Wie kann es gelingen, Arbeitnehmer aus dem Ausland willkommen zu heißen, damit sie sich nicht nur geduldet, sondern auch wirklich zu Hause fühlen?
Die Projektleiterinnen der Allianz für die Region Houda Araar-Makhlouf und Simuna Karadzic-Nahler stehen den Fachkräften der Zukunft von der Bewerbung bis zum ersten Arbeitstag in der neuen Heimat zur Seite. Neben der transparenten Auskunft darüber, welche Beratungs- und Serviceeinrichtungen sowie Bildungsträger wofür zuständig sind, gehört auch eine ganzheitliche, kostenfreie Orientierungshilfe in den relevanten Lebensbereichen Beruf, Familie und Freizeit zum Angebot. „Die Menschen können mit jedem Thema zu uns kommen und wir erstellen gemeinsam eine Struktur und einen Plan, geben Hinweise und machen Termine“, beschreibt Araar-Makhlouf, die seit 2018 im Welcome Center tätig ist und neben ihrer Expertise in den Bereichen Recht, Personal und Psychologie auch Englisch, Arabisch und Französisch spricht.
Ihre Klienten sind auf Jobsuche, benötigen Informationen zur Anerkennung ihrer Abschlüsse, haben Fragen zum Familiennachzug oder wollen sich beruflich neu orientieren. Teilweise sind sie noch in ihrer Heimat, wenn das erste Gespräch stattfindet, in dem sie auf ihr neues Leben vorbereitet werden. Neben der Unterstützung bei Formularen und Bewerbungen sind zwischenmenschliche Kompetenzen von großer Bedeutung – die Ansprechpartner versuchen, ein realistisches Bild vom Leben in Deutschland zu vermitteln, ohne die Euphorie und Motivation, die teilweise mit diesem neuen Kapitel einhergehen, gänzlich zu bremsen.
Um vorbereitet zu sein und eine der größten Barriere umgehen zu können, legen sie den Arbeitnehmern vor allem ans Herz, die deutsche Sprache zu lernen. Nur so könne es gelingen, gänzlich anzukommen, sich eine Existenz aufzubauen und sich im beruflichen sowie privaten Umfeld wohlzufühlen.

© Allianz für die Region/Susanne Hübner
Unterstützung für Unternehmen
Für kleine und mittelständische Unternehmen werden kostenfreie Leistungen wie eine Erstberatung und die Begleitung von der Recherche bis zum Bewerbungsprozess sowie weiterführende kostenpflichtige Services angeboten.
Für ein Wolfsburger IT-Unternehmen wurden beispielsweise alle Schritte zu einer erfolgreichen Rekrutierung aus dem Ausland von der ersten Kontaktaufnahme in der Heimat des potenziellen neuen Kollegen, der Vorstellung der Position, gemeinsamer Unterlagenbeschaffung für das Visum, Organisation von Terminen mit der Ausländerbehörde, der Umsetzung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens bis zum ersten persönlichen Kennenlernen umgesetzt.
In interkulturellen Workshops der zertifizierten Trainerinnen des Welcome Centers können die Mitarbeiter eines Unternehmens außerdem die kulturellen Hintergründe, Bräuche und Sitten der Herkunftsländer ihrer neuen Kollegen vorbereitend kennenlernen, um ihr Gegenüber besser verstehen zu können.
Ein Workshop besteht aus drei Elementen: Theorie, Übungen und Reflexion. Laut der Informationsmanagement-Absolventin und Gesundheitswirtschaftlerin Karadzic-Nahler, die seit sieben Jahren im Welcome Center tätig ist, erleben viele Teilnehmende „Aha-Momente“, auch wenn sie vorher keine Notwendigkeit im Training gesehen haben.
Herausforderungen für beide Seiten
Die größten Hürden für Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer sind die Anforderungen der Bürokratie, die mangelnde Erreichbarkeit verschiedener Institutionen, abgelehnte oder unbeantwortete Aufenthaltsanträge der Personen selbst oder deren Familienmitgliedern und die politische Lage, die bei den potenziellen Bewerbenden Zweifel auslöst. Um Lösungen zu finden und Weiterentwicklung zu fördern, tauschen sich die Mitarbeiter der Welcome Center jährlich auf dem Bundesnetzwerktreffen aus, welches dieses Mal im Mai in Braunschweig stattgefunden hat.
Bundesnetzwerktreffen der Welcome Center
Deutschlandweit sind mehr als 50 Institutionen vertreten, die sich um derartige Belange in der jeweiligen Stadt kümmern. Auf dem seit zehn Jahren stattfindenden Bundesnetzwerktreffen machen die Mitarbeitenden auf die Relevanz ihrer Arbeit aufmerksam – auch landes- und bundespolitische Vertreter, Netzwerkakteure, Verbände und Unternehmen standen am 15. und 16. Mai wieder auf der Gästeliste. Neben dem Austausch über innovative Ansätze wurde auch die Zukunft der Welcome Center thematisiert, denn diese befinden sich in unterschiedlicher Trägerschaft – die finanzielle Förderung ist oft nicht kostendeckend, eine langfristige auskömmliche Finanzierung ist vonnöten. Diese wünschen sich die Projektbeauftragten der Center, damit sie auch zukünftig erste Schritte mit ihren Klienten gehen können, um ihnen den Weg in eine lebenswerte Zukunft zu ebnen.
*der Industrie- und Handelskammer Braunschweig, der IHK Lüneburg-Wolfsburg, der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, dem International Womens Association Region Braunschweig e. V., dem Internationalen Freundeskreis Wolfsburg e. V., der Stadt Wolfsburg, der Stadt Braunschweig/ Braunschweig Zukunft GmbH, der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar sowie Helmstedt, dem Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig, dem Deutschen Gewerkschaftsbund Region SüdOstNiedersachsen und der Wolfsburg AG.

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Titelfoto: © Allianz für die Region/Susanne Hübner