Vorbild in Sachen Energie
Die Stadt ist sich Ihrer Verantwortung bewusst
Mit Blick auf Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimamanagement stellt sich die Stadt derzeit neu auf. Dazu entwickelt sie ein Gesamtkonzept und definiert konkrete Zielvorgaben. Der Geschäftsbereich Hochbau, der für das Bauen, Sanieren und Unterhalten fast aller städtischen Liegenschaften zuständig ist, kümmert sich um sämtliche Energiethemen. „Zu unseren Immobilien gehören Rathäuser, Schulen, Kindergärten, Bäder, Sporthallen, Feuerwehren, Betriebshöfe, Theater und Phaeno sowie der CongressPark. Wir betreiben ca. 800.000 Quadratmeter Gebäudefläche mit einem Gesamtwert von über 2 Milliarden Euro. Damit hat die Stadt einen signifikanten Einfluss auf die Nachhaltigkeitsthematik. Wir sind uns unserer Verantwortung und Vorbildfunktion sehr bewusst“, betont Geschäftsbereichsleiter Dr. Christian Brinsa.
„Den Strom, den wir für unsere städtischen Liegenschaften benötigen, kaufen wir im Wert von rund 10 Millionen Euro/Jahr zentral ein. Die Wärme-Energie für unsere meisten Immobilien beziehen wir über die LSW, unseren Konzessionsvertreter. Weil wir das Energie-Thema bei uns bündeln, haben wir einen sehr guten Überblick. Wir wissen, welche Strompotenziale wo abgerufen werden, haben Einfluss auf die Betriebstechnik, Materialbeschaffung und -verwendung.“
Vorreiter ist die Stadt bereits beim Ökostrom. Sie kauft ausschließlich regenerativen Strom ein. Dabei bezieht sie bereits 50 Prozent aus Neuanlagen und fördert damit Unternehmen mit umweltfreundlichen Anlagen. Für dieses Investment in die Zukunft nehmen Verwaltung und Politik einen Mehraufwand von ca. 100.000 Euro pro Jahr in Kauf. Darüber hinaus produziert die Stadt über ihre Photovoltaik-Anlagen eigenen Strom. „Bereits Stand heute sind 25 Anlagen auf unseren städtischen Gebäuden in Betrieb; in 2024 sollen es 50 sein“, erklärt Christian Brinsa.
Der Fokus richtet sich auf den Bestand
Weil es bei den Kindergärten und Schulen einen sehr großen Nachholbedarf gab, hat sich die Stadt bisher auf den Neubau konzentriert. „Hier ist die Gesetzeslage im Hinblick auf niedrige Energiewerte bereits sehr scharf“, betont Christian Brinsa. „Mittelfristig wird sich unser Schwerpunkt aber Richtung Bestandsertüchtigung verschieben. Dort liegen die größten Potenziale für Energieeffizienz: Ein Bestandsgebäude verbraucht im Schnitt mindestens das Dreifache eines Neubaus. Deshalb analysieren wir die Potenziale für unsere Gebäude sehr genau. Wir schauen, wo sich die größten Energiefresser verstecken und wie wir mit dem Gebäude umgehen, wenn es nicht mehr zukunftstauglich ist. Grundsätzlich erhält das Thema Umwelt und Energie einen neuen Schub.“
Eine Empfehlung des Experten: Lastgang-Analysen
„Unsere Unternehmen sind mit den Herausforderungen der Energieeffizienz bereits gut vertraut“, schätzt Christian Brinsa die aktuelle Lage ein. „Wer das Energiethema voranbringen will, dem würde ich ans Herz legen, seine Energielastgänge zu analysieren und versteckte Energiefresser aufzuspüren. Da gibt es zum Beispiel nachts überraschendes Einsparpotenzial. Schließlich bringt jede Kilowattstunde, auf die man dauerhaft verzichten kann, jährlich rund 2.000 Euro. Außerdem sollte man sich überlegen, ob es die richtige Strategie ist, Dinge einfach deshalb zu nutzen, weil man sie nun einmal hat. Und beim Thema Fördermittel-Programme haben wir die Erfahrung gemacht, dass es nicht immer zielführend ist, den größten Fisch zu jagen. Stattdessen kann es sinnvoller sein, auf Programme zu setzen, die einen schnellen Benefit bringen. Hier bieten sich etwa die Förderung von Energieeffizienz-Heizpumpen an oder der geförderte Austausch von LED-Beleuchtungskörpern. Größere Programme lohnen sich dagegen bei sehr großen Projekten. Auch „grüne“ Zertifikate für Neubauten können hilfreich sein. „Wir planen, unsere neuen Gebäude nach hohen Nachhaltigkeitsstandards zertifizieren zu lassen, aktuell den Neubau des Hauptgebäudes des Ratsgymnasiums. Das kann auch für Unternehmen interessant sein“, meint Christian Brinsa. „Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) vergibt beispielsweise entsprechende Plaketten. Sie sind ein nach außen sichtbares Qualitätsmerkmal. Grundsätzlich empfiehlt es sich, bei all diesen Themen einen Energieberater einzubinden.“
Wissen weitergeben – Initiativen unterstützen
Der Stadt liegt viel daran, ihr Wissen rund um das Energie-Thema weiterzugeben. „Deshalb suchen wir den Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern, vor allem mit jungen Leuten“, betont Christian Brinsa. „Wir machen transparent, was wir an Energie verbrauchen und wo wir einsparen können. Ferner gibt es diverse Wettbewerbsideen und Modelle, um besonders die Dynamik der engagierten jungen Generation zu befeuern und gemeinsam etwas auf den Weg zu bringen. Hier ist beispielsweise ein Wettbewerb mit Schulen durchgeführt worden – für eine grüne Zukunft, auch unter Energiegesichtspunkten. Als Stadt ist uns die Herausforderung sehr bewusst, dass wir mit unseren Ressourcen sorgsam umgehen müssen. Deshalb wollen wir unsere Vorbildrolle mit Leben füllen.“
„Wolfsburg ist die nachhaltigste Großstadt Deutschlands. Das bescheinigt uns das Institut der deutschen Wirtschaft im großen ‚Nachhaltigkeitsranking 2021‘. Den Weg, den CO2-Ausstoß und den Klimawandel zu begrenzen, möchte ich konsequent weitergehen und als Kommune ein gutes Beispiel sein. Unsere städtischen Gebäude wollen wir mit klimafreundlicher und nachhaltiger Infrastruktur ausstatten. Die Installation von Photovoltaik-Anlagen beispielsweise wird bei Neubauten direkt mitgeplant.“
Oberbürgermeister Dennis Weilmann