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Traditionell und handgemacht– Kaffeerösterei und Café Olivier

UNTERNEHMENSPORTRÄT

Daniel Olivier ist der Inhaber des Café Olivier, deutscher Röstmeister und hat sich in der Röntgenstraße einen Traum erfüllt: Produktion und Verkauf von hochwertigem sowie nachhaltigem Espresso und Filterkaffee. Begonnen hat seine Unternehmensgeschichte schon vor 14 Jahren. Als sich Olivier von dem elterlichen Betrieb löste, um sich komplett auf das Kaffeerösten zu konzentrieren und seiner Leidenschaft nachzugehen.

Vor rund 30 Jahren trank Daniel Olivier seinen ersten Kaffee – im Eiscafé seiner Eltern. Der Speditionskaufmann war von Jugend an mit dem Thema Kaffee verbunden. Für den Genussmenschen fehlte beim Kaffee aber stets der perfekte Abgang. Um differenzierte Aromen herauszukitzeln, begann Olivier bereits 2003, mit einem Ein-Kilo-Röster im Privaten zu experimentieren. Schon zu dieser Zeit produzierte er Kaffee, der aus dem fairen Handel stammt, fuhr nach Hamburg, um sich dort direkt mit Kaffeelieferanten am Hafen auszutauschen. Bis heute legt er großen Wert auf die Qualität des angebauten Rohkaffees, den der Wolfsburger vor allem aus Asien und Afrika bezieht. Sie bildet die Grundlage für den hochwertigen Kaffee, den Olivier nach seinem ganz eigenen Röstverfahren veredelt: „Wir rösten die Bohnen rund achtmal länger bei wesentlich niedrigeren Temperaturen. Durch die schonende Langzeitröstung können die Bohnen ihr volles Aroma entfalten.“ Die unterschiedlichen Geschmackskompositionen entstehen durch die Variation der Rösttemperaturen und Zeiten. Die Nachfrage stieg, nicht zuletzt weil Olivier begann, die Gastronomie bereits in dieser Zeit zu beliefern. Das Geschäft nahm so rasant zu, dass weitreichende unternehmerische Entscheidungen getroffen werden mussten: Die Produktion brauchte mehr Platz und mehr Zeit. „Ich setzte damals alles auf eine Karte und ging komplett auf Risiko“, erinnert sich Olivier an den Moment, als er einen Entschluss fasste. 2006 mietete der Kaffeeröster eine Lagerhalle im Industriegebiet und investierte in einen größeren Röster. Parallel fuhr der Wolfsburger das Marketing für seine eigenproduzierte Ware hoch. Nun konnte man den Fair-Trade-Kaffee auch online erwerben. Somit war der Verkauf nicht mehr auf Wolfsburg beschränkt, der Versand erfolgte jetzt deutschlandweit. Zeitgleich widmete sich der Röstmeister verstärkt der Recherche in Kaffeeforen und nutzte Social Media als Werbeinstrument. 2007 wurde seine Handwerkskunst auch öffentlich wahrgenommen und belohnt – mit der Auszeichnung zum deutschen Röstmeister.

Daniel Olivier legt sehr großen Wert auf die Qualität des angebauten Rohkaffees. Sie bildet die Grundlage für den hochwertigen Kaffee, den er nach seinem ganz eigenen Röstverfahren veredelt.
© Roland Hermstein

2009 wieder Neuland. „Die Kaffeebrennerei Olivier zog vom Industriegebiet nach Wolfsburg Mitte-West und konnte im Dezember eröffnen“, erzählt Daniel Olivier. Wieder entstand dadurch ein neuer Wirtschaftszweig. Neben der Belieferung der Kaffeepartner und dem Online- Vertrieb konnte nun im Laden der Kaffee aus Eigenproduktion sowohl zum Verkauf als auch zum direkten Verzehr angeboten werden. „Die Lage abseits der Stadt ist für uns aktuell gut. Unsere Kunden haben genügend Parkmöglichkeiten, denn niemand läuft eine Stunde mit zwei Kilo Kaffee durch die Stadt“, zeigt sich Daniel Olivier weiterhin sehr zufrieden mit dem Standort. „Und da wir
auch in Wolfsburg und der Region Firmen, Eisdielen, Gastronomen und Bürogemeinschaften mit unserem Kaffee beliefern, sind wir aktuell nicht unbedingt auf einen Platz in der Innenstadt angewiesen.“ Inzwischen hat sich die Rösterei etabliert und ist erfolgreich, wie die stetige Nachfrage und die Umsatzzahlen zeigen – trotz der Herausforderung durch Corona.

Immer das Endprodukt im Auge: Daniel Olivier betreibt sein Business mit viel Erfahrung und Leidenschaft.
© Roland Hermstein

Regionalität und Netzwerken sind zwei Aspekte, die Olivier sehr am Herzen liegen. „Die Unterstützung untereinander in der Region finde ich unglaublich wichtig. Ebenso wie das Thema Gemeinnützigkeit.“ So hat er über Facebook die Aktion „Wir sind Wolfsburg“ initiiert und damit zu Beginn der ersten Corona-Hochphase unter dem Titel „Wolfsburg hilft“ ein Forum geboten, das Wolfsburgern und ansässigen Unternehmen ohne eigene Online-Verkaufsplattform die Möglichkeit bot, ihre Angebote und Gutscheine provisionsfrei zu präsentieren. „Einige Gruppenmitglieder haben auch Masken genäht oder Einkaufshilfe für ältere Menschen und Risikogruppen angeboten“, ergänzt Daniel Olivier die Vielfalt, die durch die Facebook-Gruppe kommuniziert wurde. Auch regelmäßige Spendenaktionen, bei denen er seinen Kaffee kostenlos gegen einen kleinen Obolus verschenkt, kommen beispielsweise der Tafel oder dem Tierheim zugute. „Ich finde, es ist selbstverständlich, auch etwas zurückzugeben, wenn es einem selbst gut geht.“ Herausforderungen für die Zukunft sieht Olivier bei dem Thema „Erweiterung des Kundenstamms trotz des großen Angebotes“. „Gastronomie ist ein schwieriges Geschäft, weil die meisten doch zuerst auf den Preis achten. Wobei wir gerade beim Thema Qualität deutlich einen Wandel im Konsumverhalten bemerken.“ Auf die Frage, wie es beim Thema Liköre weitergeht, lächelt der Inhaber: „Kooperationsgespräche mit ansässigen Erzeugern stehen zumindest im Raum.“ Und auch beim Thema Zweitcafé merkt man Daniel Olivier an, dass es wohl bald wieder Zeit für einen Aufbruch zu neuen Ufern ist: „Ausgeschlossen ist nichts.“

Kontakt
Daniel Olivier
Telefon 05361 2219304
info@oliviercaffe.com
www.oliviercaffe.com

Titelfoto: © Roland Hermstein