
Alter Dorfkrug „Am Kanal“
Eine Gaststätte mit langer Familientradition
Seit 151 Jahren ist der Alte Dorfkrug „Am Kanal“ in Wolfsburg in Familienbesitz. Nahezu idyllisch liegt der Betrieb direkt am Mittellandkanal und lädt mit Gasthaus, Biergarten und Hotel zum Verweilen ein – nur fünf Minuten Fußweg vom Volkswagen Werk und zwei Kilometer von der Innenstadt entfernt.
Ein Haus im Wandel
1874 gründeten die Eheleute Friedrich und Elisabeth Niess die Gaststätte, damals mit Platz für rund 30 Gäste. Bereits ein Jahr später wurde ein Saal ergänzt. 1956 folgte ein umfassender Umbau mit zusätzlichem Gast- und Clubraum. Die stetigen Erweiterungen brachten immer neue Möglichkeiten. Heute bietet der Betrieb vier Veranstaltungsräume, zwei Biergärten, einen Gastraum und 31 Gästezimmer.
Familientradition in vierter Generation
Seit 1995 führt Karsten Scheil den Betrieb in vierter Generation – immer an seiner Seite ist seine Schwester Heidrun Nekat. „Ohne meine Schwester würde ich das nicht schaffen“, sagt Scheil. Scheil ist gelernter Koch, Nekat gelernte Hotelfachfrau. Die beiden sind im Betrieb aufgewachsen und für sie war früh klar, dass sie in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und den Familienbetrieb übernehmen würden. Sie ergänzen sich ideal, packen überall mit an und sind an sieben Tagen in der Woche im Einsatz. „Einer muss immer da sein“, sagt Nekat. Unterstützt werden sie von ihrem Team mit aktuell acht Vollzeitkräften, zwei Teilzeitangestellten und 15 Aushilfen.

Starke Basis, schwache Infrastruktur
Die Pandemie hat Spuren hinterlassen, doch der Betrieb hat sich davon wieder erholt. Unter der Woche übernachten Monteure und IT-Mitarbeiter des Volkswagen Werks, am Wochenende die Gäste der Feiern im Hotel. Auch eine treue Stammkundschaft gehört zum Alltag – Menschen unterschiedlichster Altersgruppen und Berufsstände finden regelmäßig den Weg in die Gaststätte.
Doch die Anbindung ist durch den Verkehrsversuch schwierig geworden – für Gäste wie für Lieferanten. Zum Beispiel ist aus Gifhorn der Betrieb schlecht zu erreichen. „Wir alle leben hier vom Auto, aber offensichtlich will es niemand haben. Solange das Auto rollt, geht es uns allen gut. Wenn es nicht mehr rollt, haben wir alle ein Problem“, sagt Scheil. Die Region sei von guten Jahren verwöhnt, und er hofft, dass diese irgendwann zurückkehren.
Ungewisse Zukunft
Wie viele Traditionsbetriebe hat auch der Alte Dorfkrug „Am Kanal“ noch keine Nachfolge gefunden. „Selbst alteingesessene Betriebe haben aufgegeben“, sagt Scheil. Gerade die Arbeitszeiten schrecken viele ab. „Ich habe Sorge, dass unsere Art der Gastronomie verschwindet und am Ende nur noch Systemgastronomie bleibt“, sagt Scheil. Ob das die Zukunft sei, wisse er nicht. Was ihm fehle, sei eine Perspektive für die Zeit nach ihnen: „Wir wünschen uns, dass irgendwo eine Tür aufgeht, durch die wir sehen können, wie es nach uns weitergeht. Aber diese Tür habe ich bislang noch nicht gefunden.“