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10 Jahre TaskForce Verkehr

Initiierung großer Infrastrukturprojekte

Die Wirtschaftsstärke Wolfsburgs führt dazu, dass (jenseits von Corona) täglich über 75.000 Pendler, darunter 27.000 aus Gifhorn, zur Arbeit und wieder zurückkommen müssen. Für einen verbesserten Verkehrsfluss setzt sich seit 2012 die TaskForce Verkehr ein. Ihre Co-Vorsitzenden Jürgen Hildebrandt und Thomas Krause sprechen über Erreichtes und Geplantes.

Jürgen Hildebrandt, ­Mitglied im Betriebsrat der Volkswagen AG.

Was ist das Ziel der TaskForce ­Verkehr und was sind die größten Erfolge bisher?
Thomas Krause: Unser Ziel ist, das Wirken der unterschiedlichen Akteure im Personen- und Güterverkehr aufeinander abzustimmen und künftigen Anforderungen der Nutzer von Verkehrsangeboten proaktiv zu begegnen. Größter Erfolg für die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaftsregion ist die Initiierung der drei großen Infrastrukturprojekte für Schiene, Straße und ­Binnengewässer: grüne Logistik über den Elbe-­Seiten-Kanal durch bessere Anbindung von Salzgitter, ­Braunschweig und ­Wolfsburg an den Seehafen ­Hamburg. Eine ­attraktivere Bahnverbindung durch das zweite Gleis zwischen Braunschweig und Wolfsburg und den geplanten ­Wolfsburger Bahnhalt in Höhe der ­Brücke Sandkamp. Und die optimierte Nord-Süd-Straßen­verbindung durch die Aufnahme des Weiterbaus der A 39 in den Bundesverkehrswegeplan.

Thomas Krause, ­Vorstand der Wolfsburg AG.
© Wolfsburg AG

Wie ist der Stand bei diesen Projekten und beim Ausbau der B  188 zwischen Weyhausen und Schlosskreuzung?
Jürgen Hildebrandt: Ich bin froh, dass das zweite Gleis der Weddeler Schleife nun endlich im Bau ist und zum Winterfahrplan 2023 in Betrieb gehen soll. Die Plan- und Genehmigungsphase für das zusätzliche Schiffshebewerk an der Schleuse Scharnebeck ist im Abschluss. Es soll Anfang der 2030er-Jahre fertiggestellt sein. Sehr wichtig für die Region ist der Lückenschluss der A 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg. Der ist als vorrangige Maßnahme im Bundesverkehrswegeplan 2030 gesetzt und so über Bundesmittel finanziert. Die Planfeststellung für den Abschnitt von ­Weyhausen nach Ehra liegt sogar schon vor. Falls das anhängige Änderungs- und Ergänzungsverfahren 2023 abschließend geklärt wird, kann der Bau 2024 beginnen. Weitere Abschnitte folgen je nach Planfeststellung. Ein Fortschritt ist die 2019 erfolgte Ummarkierung der B 188 in Wolfsburg von zwei auf drei Spuren. Und die planerischen Vorleistungen für den vierstreifigen Ausbau laufen. Sollte sich Volkswagen für Warmenau als Standort der Trinity-Fabrik entscheiden, würde dies das Verfahren erheblich beschleunigen. In jedem Fall – auch ohne Trinity – ist der Ausbau aus Gründen der Verkehrssicherheit erforderlich.


Hat sich die Aufgabenstellung der TaskForce nach zehn Jahren geändert?
Krause: Auf jeden Fall. Standen in den ersten fünf Jahren Grundanforderungen wie ausreichend Parkplätze, sicherer und sauberer Transfer vom Park- zum Arbeitsplatz, die bessere Taktung und mehr Kapazitäten im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie die Beschlüsse für die großen Infrastrukturmaßnahmen im Vordergrund, rückten in den letzten Jahren eher die Begleitung in der Umsetzung und die Kontrolle der Wirksamkeit der Maßnahmen in den Fokus.

Gibt es neue Herausforderungen, zum Beispiel das coronabedingt veränderte Verkehrsverhalten, die in die ­aktuelle Strategie und Projektplanung einfließen?
Hildebrandt: Das bleibt abzuwarten. Sicherlich verändern die Pandemie und auch die Maßnahmen zu deren Bekämpfung unser Mobilitätsverhalten und damit das Verkehrsgeschehen in und um Wolfsburg. Es gibt zum Beispiel weniger Fahrten zur Arbeit. Und flexiblere Arbeitsformen erfordern ein individuelleres Angebot im ÖPNV, was eher den Bus- als den Schienenverkehr betrifft. Die geplante Einführung von Flexo-Bussen bildet diese Nutzeranforderungen schon ab. Auch E-Autos und hochautomatisierte, selbstfahrende Fahrzeuge, wie es MOIA plant, tragen dem Bedarf Rechnung. All diese Aspekte und weitere bedürfen ausgewogener Strategien für das Verkehrsmanagement. In der TaskForce Verkehr sitzen Experten am Tisch, um diesen Herausforderungen mit Weitblick zu begegnen. +