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Nachhaltigkeit: Drei Fragen an Henrik Ruess

GESCHÄFTSFÜHRER DER RUESS GMBH

Das Wolfsburger Unternehmen ist ein regional und bundesweit tätiger Spezialist für Mietwäsche, Reinigung und Textilpflege.

Was konkret zeichnet Ruess als nachhaltiges Unternehmen aus und wo legen Sie Schwerpunkte?
Wir sind dem United Nations Global Compact (UNGC) beigetreten. Dieser weltweite Pakt zwischen Unternehmen und der UN wurde geschlossen, um die Globalisierung sozialer und ökonomischer zu gestalten. Das Thema Nachhaltigkeit ist hier zentral. Zusätzlich haben wir uns den „science based targets“ verpflichtet, dem wissenschaftlich basierten Klimaziel des Pariser Abkommens, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu beschränken. Mit dieser Verpflichtung sind wir aktuell eines von 25 deutschen und weltweit erst 675 Unternehmen. Dazu haben wir unseren aktuellen CO₂-Ausstoß ermitteln lassen und wissen, dass bis 2025 unsere CO₂-Einsparungen 38 Prozent betragen müssen. Selbstverständlich erfassen wir unserer Ziele und Maßnahmen und veröffentlichen diese. Unsere Schwerpunkte der CO₂-Einsparung lagen erst einmal in den einfachen Dingen. Die Umstellung der kompletten Beleuchtung der Produktionshallen auf LED oder die Umstellung auf Ökostrom sind relativ schnelle und einfache Entscheidungen. Natürlich ist die Entwicklung und Umsetzung neuer Technologien und Arbeitsprozesse wesentlich aufwendiger und dauert daher länger. In den letzten drei Jahren konnten wir unseren Energieverbrauch pro bearbeitetes Kilogramm Wäsche um 20 Prozent senken. Natürlich arbeiten wir hier nicht allein, Kooperationen mit den Maschinenherstellern und auch ein Forschungsprojekt mit dem Frauenhofer-Institut helfen uns dabei, unserem Ziel immer näher zu kommen.

Mit welchen Herausforderungen haben Sie es bei diesem Thema zu tun?
Darüber zu reden und zu handeln sind zwei Paar Schuhe! Ich habe zwei Jahre gebraucht, um erste Ergebnisse vorzeigen zu können. Aber wir mussten und müssen auch unsere Mitarbeiter abholen und begeistern. Dies geschieht nicht von heute auf morgen und erst recht nicht mit nur einer Schulung. Wir haben das Thema Umwelt komplett in unsere Qualitätszertifizierung aufgenommen. Dies garantiert, dass wir immer wieder mit unseren Mitarbeitern ins Gespräch kommen. Aber auch externe Schulungen sind notwendig, um kontinuierlich neue Ansatzpunkte aufzugreifen. Unter dem Strich ist unser Weg ein sehr langer Prozess, der ähnlich dem, sich bewusster ernähren zu wollen, eine generelle Umstellung der Gewohnheiten erforderlich macht. Und ganz wichtig: Man muss bereit und überzeugt sein, in dieses Thema zu investieren. Echte Nachhaltigkeit ist aktuell noch mit Kosten verbunden!

Welche Ziele wollen Sie in den nächsten Jahren im Rahmen einer nachhaltigen Unternehmensstrategie erreichen?
Unser Hauptziel ist klar: Bis 2025 wollen wir 38 Prozent CO₂ einsparen. Der Schwerpunkt wird in neuen Technologien liegen, hier sind die Maschinenhersteller gefragt. Bei der Mobilität sind wir auch auf die Autohersteller und ihre Antriebsalternativen angewiesen. Ganz allein werden wir unsere CO₂-Bilanz in diesem Bereich nicht verbessern können. Unsere Schwerpunkte legen wir daher auf die Beschaffung unserer eingesetzten Produkte: Wo kommen die Rohmaterialien her und wo werden sie verarbeitet? Die Regionalität in Deutschland und Europa spielt dabei eine wesentliche Rolle.