Menschen + Unternehmen

PARTNERPORTRÄT: Heidrun von Wieding

Die Diplomvolkswirtin und -handelslehrerin für Wirtschaft und Verwaltung arbeitet seit mehr als 20 Jahren für die IHK. Sie startete als Ausbildungsberaterin für kaufmännische Berufe, beschäftigte sich bereits mit Bildungspolitik und ist seit Mitte 2021 im Bereich „Menschen bilden“ tätig. Heidrun von Wieding ist seit diesem Jahr Teamleiterin „Fachkräfte entwickeln | Ausbildung“. © IHK

Begeistern für eine attraktive Ausbildung

Was sind die Aufgaben Ihres zwölfköpfigen Teams?
Wir sind in der Ausbildungsberatung die direkten Ansprechpartner der Unternehmen. Dabei geht es neben der Beratung auch um Formalitäten zu den Ausbildungsverhältnissen, also etwa um Ausbildungsverträge. Zunächst haben wir den hoheitlichen Auftrag, in die Unternehmen zu gehen und zu schauen, welche Berufe ausgebildet werden können, ob Ausbilder vor Ort sind und was möglicherweise noch erfüllt werden muss, damit ein Unternehmen ein Ausbildungsbetrieb werden kann. Wenn Ausbildungsverhältnisse geschlossen werden, müssen diese bei uns eingetragen sein, damit wir im Anschluss die Prüfung organisieren und durchführen können. Dazu unterstützen wir die Unternehmen bei ihren Fragen rund um das Recruiting, die Organisation und den Abschluss der Ausbildung oder durch Mediation in Konfliktsituationen.

Was sind Ihre Ziele?
Wenn wir uns vor zehn Jahren unterhalten hätten, dann wäre es mein Ziel gewesen, so viele Betriebe wie möglich für die Ausbildung zu begeistern und möglichst viele Ausbildungsplätze zu generieren. Begeistern wollen wir immer noch, aber derzeit stehen wir eher vor der Herausforderung, Ausbildungsplätze überhaupt zu besetzen, die Ausbildungsprozesse weiterzuentwickeln und Werbung dafür zu machen. Wichtig ist, die Jugendlichen davon zu überzeugen, dass eine duale Ausbildung eine sehr attraktive Alternative ist.

Warum ist die duale Ausbildung mehr denn je gefragt?
Sie ist für die jungen Leute genauso interessant wie für Unternehmen. Für die Unternehmen ist Ausbildung eines der wichtigsten Instrumente, um sich eigene Fachkräfte zu sichern und diese zu entwickeln. Unsere Umfragen belegen, dass die Fachkräftesicherung Hauptmotiv für das Angebot an Ausbildungsplätzen ist. Und wo gäbe es eine bessere Möglichkeit, jemanden so intensiv in den Beruf zu begleiten, wie in der Ausbildung? Und aus der Blickrichtung der Jugendlichen ist eine duale Ausbildung einfach eine hervorragende Möglichkeit, sich gut in den Arbeitsmarkt einzufinden. Schließlich ist man von Anfang an in die berufliche Praxis eingebunden, erhält bereits eine Vergütung und wird super unterstützt. Und da unser Berufsbildungssystem extrem durchlässig ist, hat jeder die Chance, sich bis hin zum Meister oder Studienabschluss weiterzuentwickeln. Insgesamt sind das also sehr gute Argumente – für den Nachwuchs wie für das Unternehmen. Unabhängig von der Größe traue ich es jedem Betrieb zu, dem Nachwuchs eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Insofern haben wir Ausbildungsberater die besten Argumente, die Begeisterung für die duale Berufsausbildung in die Betriebe zu tragen.

Welche Berufsfelder und Branchen sind bei der IHK angesiedelt?
Wir kümmern uns sowohl um die gewerblich-technischen als auch kaufmännischen Berufe in der Industrie, dem Handel, in der Logistik, der Gastronomie und dem Dienstleistungssektor. Es geht da zum Beispiel um den Industriemechaniker oder die Energieanlagenelektronikerin, die Kauffrau im Einzelhandel oder den Industriekaufmann, die ­Restaurantfachfrau, den Koch, die IT-Systemelektroniker oder um Produktdesignerinnen. Insgesamt betreuen wir circa 180 Berufe. Vor allem der Handel, die Gastronomie, aber auch die ­Logistikbranche haben schon seit Jahren Schwierigkeiten. Beispielsweise hat die Gastronomie momentan ein Riesenproblem, obwohl es in dieser Branche tolle Berufe gibt. Allerdings sind die Arbeitszeiten und oft auch die Einsatzgebiete bei vielen ­Jugendlichen momentan nicht so angesagt.

Welche Ansätze sehen Sie, um auf den Nachwuchsmangel zu reagieren?
Nicht umsonst lautet das IHK-Jahresthema „Gemeinsam­ Fachkräfte sichern“ (siehe auch­ ­Top-Thema). Diese Herausforderung treibt fast alle unsere Unternehmen um. Jetzt müssen die Unternehmen in die Offensive gehen und sich verstärkt um potenzielle Bewerber kümmern. Es geht vor allem darum, die Denkrichtung zu ändern und die Jugendlichen vom Unternehmen und von einer Ausbildung zu überzeugen. Wo früher eine Stellenanzeige in der Zeitung reichte, muss man seine Zielgruppe inzwischen über andere Kanäle ansprechen. Heute sind die sozialen Netzwerke die besseren Wege, um Jugendliche zu erreichen. Diese Erkenntnis nützt aber wenig, wenn im Unternehmen kaum einer weiß, wie Instagram funktioniert. Und auch der Bewerbungsprozess hinkt in vielen Fällen der Lebenswirklichkeit der Digital Natives hinterher. Grundsätzlich sollten wir für eine gute Berufsorientierung auch die Lehrkräfte von der dualen Ausbildung überzeugen. Ein Hauptthema ist und bleibt eine gute Qualität des Ausbildungsprozesses und die Wertschätzung der Unternehmen für die Ausbildung. Wenn ein Unternehmen für eine gute Ausbildung steht, dann spricht sich das herum. Deshalb ist es uns als IHK wichtig, die Prozesse zu verbessern und eine gute Ausbildungsleistung herauszustellen, etwa durch unser IHK-Qualitätssiegel „TOP Ausbildung“.

Wichtig ist, die Jugendlichen davon zu überzeugen, dass eine duale Ausbildung eine sehr attraktive Alternative ist.

Heidrun von Wieding

Wie würden Sie Ihre konkreten Angebote für Unternehmen zusammenfassen?
Wir haben einen ganzen Blumenstrauß an Angeboten und Services. Unser Kerngeschäft ist die persönliche oder telefonische Beratung. Wenn ein Unternehmen ausbilden möchte, kann es uns jederzeit ansprechen, wir kommen auch gerne vorbei. Darüber hinaus bieten wir Informationsveranstaltungen, aktuell beispielsweise zu Neuordnungen von Berufen oder zu Prüfungsanforderungen in bestimmten Berufen. Dazu kommen regelmäßige Netzwerkveranstaltungen für Ausbilderinnen und Ausbilder, zum Beispiel zum Recruiting oder Ausbildungsmarketing. Und schließlich gib es die vielfältigsten und sehr umfangreiche Informationen auf unserer Homepage:
www.ihk-lueneburg.de. +


Kontakt
Heidrun von Wieding
Telefon: 05141 9196-14
heidrun.vonwieding@ihklw.de