Standpunkt Plus

Selbstbewusst in die Zukunft

Reinhold Scholz

Den Malereibetrieb Reinhold Scholz & Sohn gibt es bereits seit 1949. Reinhold Scholz, der den Familienbetrieb mit rund 40 Mitarbeitern in dritter Generation leitet, ist seit 2016 auch Kreishandwerksmeister.

Volkswagen, Autostadt, Kunstmuseum, Ritz-Carlton: An vielen großen Wolfsburger Bauvorhaben waren wir in der Vergangenheit beteiligt und erleben bis heute zum Beispiel den Kita- oder Schulaus- und -umbau hautnah mit. Auch die aktuelle Stadtentwicklung, besonders die Neubaustrategie, schaff t für die Stadt, die Menschen und auch für das Handwerk wieder ganz neue Perspektiven. Ich habe den Eindruck, dass das Handwerk inzwischen wieder positiver wahrgenommen wird – dementsprechend selbstbewusst können wir sein. Schließlich würde hier ohne Handwerk kein neues Gebäude stehen!

Zwar können wir uns über mangelnde Arbeit nicht beklagen, dennoch hat das Handwerk auch Schwierigkeiten zu meistern. Unternehmensnachfolge, Fachkräftemangel und die Schwierigkeit, Azubis zu finden, sind die größten Herausforderungen. Ich hoffe aber, dass sich gerade im Zuge der Digitalisierung einiges zugunsten des Handwerks verändern wird und die Chancen unser Branche besser erkannt werden. Auch im Handwerk gibt es im Zusammenhang mit der Digitalisierung spannende Möglichkeiten. Eine große Herausforderung sehe ich bei der theoretischen Ausbildung von Flüchtlingen. Das Handwerk hat sich von Beginn an stark engagiert und in vielen Betrieben Flüchtlinge beschäftigt. Die jungen Leute sind im praktischen Bereich sehr gut, haben aber aufgrund ihrer Sprachdefizite große Probleme in der Berufsschule, gerade wenn es um fachspezifische Begriffe und das Verständnis von Texten geht. Hier benötigen wir mehr Unterstützung, weil wir diese Problematik nicht allein stemmen können.

Bezüglich der Initiative #Wolfsburg-Digital bin ich sehr gespannt auf die konkrete Umsetzung und darauf, in welchem Zeitrahmen diese realisiert wird. Man hört nicht nur im Kreis der Handwerker, dass immer wieder Schlagwörter fallen, die man aber noch nicht konkret greifen kann. Es wäre wünschenswert, dass man die Bürger hier noch etwas mehr mitnimmt. Für die hohen Zielsetzungen müsste ja sehr viel passieren, und ich hoffe nicht, dass die ambitionierten Ziele verpuffen, weil am Ende das Geld fehlt, um all das umzusetzen.

Ich denke, wir können insgesamt auf das, was hier in den letzen Jahrzehnten entstanden ist, sehr stolz sein – auch wenn viele Wolfsburger das oft als selbstverständlich hinnehmen. Natürlich ist dieser Standort immer vom Wohl und Wehe Volkswagens abhängig. Gerade als Selbstständiger weiß man das. Aber grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass wir auf die Zukunft sehr gut vorbereitet sind. Das zeigt sich nicht nur daran, wie gut inzwischen unsere Schulen ausgestattet sind. Gegenüber anderen Regionen sind wir in Bezug auf Wirtschaftskraft und Lebensqualität in einer sehr privilegierten Stellung. Das ist für die Einwohner gut, aber auch ein gutes Argument für Fachkräfte, sich für Wolfsburg zu entscheiden.

Foto: © Roland Hermstein