Menschen + Unternehmen

Nicoletta’s Handicap Dolls

Unternehmensgründung: Anders ist normal

Sie sitzen im Rollstuhl, haben Magensonden, Beinschienen oder Operationsnarben. Nicole Sarripapazidis gestaltet Nicoletta’s Handicap Dolls. Und das mit viel Leidenschaft: „Mein Herz schlägt besonders für Kinder, die aufgrund ihrer Behinderung immer wieder außergewöhnliche Herausforderungen meistern müssen. Wenn diese Kinder mit meinen Kuschelpuppen spielen, können sie sich leichter mit ihrer Einschränkung anfreunden und werden selbstbewusster. Meine Puppen sollen dazu beitragen, dass Kinder mit Handicaps nicht mehr ausgegrenzt werden.“

Foto: Roland Hermstein

Wie kam es zu dieser außergewöhnlichen Idee? Damals betreute die gelernte medizinische Fachangestellte ein geistig stark beeinträchtigtes Kind, das eine Magensonde benötigte. Um die künstliche Nahrung für die Sonde etwas ansprechender zu umhüllen, dachte die 40-Jährige über einen kleinen Rucksack aus buntem Stoff nach. Da sie über keine entsprechenden Kenntnisse verfügte, recherchierte sie im Internet, lieh sich eine Nähmaschine und nähte einfach drauflos. Eher zum Spaß bewarb sie sich mit der Idee, medizinische Hilfsmittel etwas ansprechender zu umhüllen, beim DORTEX-Design-Award – und wurde tatsächlich zur Preisverleihung eingeladen. Damit Nicole Sarripapazidis die von ihr gestalteten Accessoires besser demonstrieren konnte, gestaltete sie kurzerhand ihre erste Handicap Doll.

„Um meine Idee weiterzuentwickeln, holte ich mir 2018 professionellen Rat bei der Wolfsburg AG. Dort nahm mich mein Ansprechpartner Arndt Zeitzschel an die Hand. Wir verschafften uns in Spielzeugabteilungen eine Vorstellung über die Preisgestaltung und haben schließlich beim Patentanwalt meine Marke schützen lassen.“

Arndt Zeitzschel begleitet sie bis heute: „Es war schon ein besonderes Erlebnis, als Nicole damals mit ihrem Pflegekind und vielen Fragen zu uns kam. Schnell war klar, dass ihre Idee eine große Anzahl an potenziellen Abnehmern finden wird. Also haben wir gemeinsam überlegt, wie wir die Businesshürden überwinden können. Trotzdem wollten wir weitere Aspekte – wie Produktion, Marketing, Zertifizierungen, Lizenzmodelle und Businessplan – im Auge behalten.“

Arndt Zeitzschel, Berater im InnovationsCampus der Wolfsburg AG, Foto: Roland Hermstein

Nach diversen Medienauftritten und dem Gewinn eines Innovationspreises sind die Anfragen bei Nicole Sarripapazidis enorm gestiegen. Obwohl sie inzwischen den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt hat, stößt sie bei knapp 100 Vorbestellungen an Produktionsgrenzen. Weil es sogar Anfragen aus Österreich, der Schweiz und England gibt, bahnen sich bereits die ersten Kooperationen an: „Ich möchte lieber soziale Ideen verbinden, als in Niedriglohnländern preiswert zu produzieren. Deshalb denke ich zum Beispiel über die Zusammenarbeitmit Seniorinnen in Wolfsburg nach, die mir beim Häkeln und Nähen helfen. Außerdem brachte mich die Wolfsburg AG in Kontakt mit weiteren Netzwerkpartnern“, berichtet die 40-Jährige. Und Arndt Zeitzschel ergänzt: „Wir entwickeln Ideen, wie Nicole ihre Produktion skalieren kann, und arbeiten zum Beispiel auch an einer Kooperation mit Einrichtungen der Lebenshilfe.“

Die Puppen kommen gut an. Nicht nur bei Kindern mit und ohne Handicap. Auch einsame ältere Menschen melden sich. Nicht zuletzt öffnen sich im Pflege- und Therapiebereich zahlreiche Möglichkeiten. „Am meisten bestärken mich die engen Kontakte zu den Familien und die wundervollen Rückmeldungen. Die Eltern zeigen mir in Videos, wie sehr sich die Kinder über ihre Puppen freuen, oder erzählen, wie diese ihnen dabei helfen, schlimme Erlebnisse besser zu verarbeiten.“

Kontakt:
nicolettas-handicap-dolls.de

Wolfsburg AG
Die Wolfsburg AG greift Unternehmen mit Beratungs- und Unterstützungsleistungen unter die Arme. Unter anderem bietet der InnovationsCampus Wolfsburg Know-how sowie ein breitgefächertes Netzwerk.

Arndt Zeitzschel
Geschäftsmodelle und Marktforschung
Telefon 05361 897-4567
arndt.zeitzschel@wolfsburg-ag.com